Der Zug mit der Seilwinde erhöht die Arbeitssicherheit beim Fällen sehr starker oder kranker Bäume. Experten nennen dies teilmechanisierte Holzernte. Foto: Schlotmann

Schadholz: Buchen sicher fällen

Trockene Laub- und Nadelbäume sind zunehmend instabil, was die Ernte der Bäume sehr gefährlich macht. Die richtige Technik erhöht die Sicherheit.

Während die Holzernte ohnehin eine gefährliche Arbeit ist, birgt die Aufarbeitung von Schadholz zusätzliche Risiken. Grund dafür ist die abnehmende Stabilität des Holzes durch natürliche Zersetzungsprozesse. Übliche Arbeitsabläufe wie das Zufallbringen mit Schlagkeilen werden für Forstwirt und Waldbauer schnell lebensgefährlich. Denn mit jedem Schlag auf den Alukeil können Äste oder ganze Kronenteile abbrechen und den Arbeiter verletzen. Mehr Sicherheit versprechen technische Hilfsmittel – und deren fachgerechte Verwendung.

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Kurz gefasst

  • Die Schadholzernte birgt versteckte Gefahren, zum ­Beispiel durch Fäulnis im Holzkörper.
  • Das Fällen dieser Bäume mithilfe von Schlagkeilen ist für den Waldbauern darum sehr risikoreich.
  • Seilwindenunterstützte Ernteverfahren versprechen mehr Sicherheit.
  • Die höchste Sicherheit bringen vollmechanisierte Verfahren mit sich, zum Beispiel das Fällen mit dem Harvester.

Schadholz ist risikoreich

Trotz allgemein sinkender Unfallzahlen kommt es bei der Wald­arbeit regelmäßig zu schweren ­Unfällen. Grund dafür ist in den wenigsten Fällen mangelnde Fachkunde. Vielmehr sind es die „versteckten Gefahren während der Ernte und Aufarbeitung des Schadholzes“, die das Unfallrisiko erhöhen, sagt Thomas Kämmerling, Leiter von Wald und Holz NRW. Denn Dürrständern, Käferfichten und Buchen ist von außen oft nicht anzusehen, wie stabil sie tatsächlich sind. Überaus gefährlich ist in diesem Zusammenhang das Fällen der durch Wassermangel oder die Buchenkomplexkrankheit geschädigten Buchen. Beispielsweise verursacht starker Wassermangel – so wie in diesem Jahr – sogenannte Luftembolien im Holz. Dabei reißt die Wassersäule auf dem Weg von den Wurzeln zu den Blättern ab, erklärt Kämmerling. In der Folge kann der Baum bereits ohne Fremdeinwirkung auseinanderbrechen. Kurzum: Es kommt zum Grünastabbruch.

Thomas Kämmerling, Leiter Wald und Holz NRW (Foto: Schlotmann)

Auch die Weißfäule – meist eine Folge der Buchenkomplexkrankheit – schwächt die Buche stark. Im belaubten Zustand sind Trockenschäden gut erkennbar. Jedoch ist eine sichere Baumansprache nach dem Laubabfall nicht mehr möglich. Kämmerling empfiehlt: Die geschädigten Bäume sofort kennzeichnen! Denn meistens ist der zeitnahe Einschlag aufgrund anderer Arbeitsspitzen nicht möglich. Ist die Verkehrssicherung gefährdet, müssen die Bäume aber sofort gefällt werden.

„Fälltechnik“ nutzen

Leichte Erschütterungen der instabilen Bäume können zu schweren Unfällen führen. Darum ist die ­übliche motormanuelle Holzernte und das Fällen mithilfe von Schlagkeilen im Schadholz nicht das empfohlene Arbeitsverfahren. Grundsätzlich sollte der Forstwirt vor Arbeitsbeginn die Gefährdung beurteilen und Aufarbeitungsalternativen abwägen. Letztlich entscheidet der Motorsägenführer, ob ein Baum stehen bleibt, wenn er mit der verfügbaren Ausrüstung nicht sicher gefällt werden kann, unterstreicht Kämmerling. Je nach Gelände, Bestandesdichte und Erschließung gibt es unterschiedliche Hilfsmittel, um die Sicherheit zu erhöhen. Hierzu zählen schon mechanische Fällkeile, die deutlich erschütterungsärmer arbeiten. Eine zusätzliche Fernbedienung steigert die Sicherheit. Der Baumdurchmesser und der damit verbundene höhere Kraftbedarf sowie Stammfäulnis limitieren dieses Hilfsmittel rasch.

Ziehen statt schlagen

Seilwindenunterstütze Fällverfahren versprechen im Schadholz eine höhere Sicherheit. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von teilmechanisierter Holzernte. Das beginnt mit der Spillwinde, die jeder Waldarbeiterrotte zur Verfügung stehen sollte – bereits für übliche Durchforstungen.

Mit ihrer Hilfe lassen sich Bäume umziehen, sodass einerseits erschütterungsfrei gearbeitet werden kann. Außerdem ist ein größerer Sicherheitsabstand während des Zufallbringens möglich, verglichen mit der Anwendung eines mechanischen Fällkeils ohne Fernbedienung. Nicht zuletzt verbessert das Verfahren insgesamt die Ergonomie. Je nach Baumstärke und Neigung (Rück- oder Seithänger) sind unterschiedlich starke Zugkräfte nötig. Diese sind mit Seilwinden an Rückeraupe, Forstschlepper oder Forwarder erreichbar. Mitunter lassen sich Bäume auch von einem Harvester oder Bagger umdrücken. Dabei gibt es aber viel zu beachten, weshalb spezielle Schulungen erforderlich sind, warnt Kämmerling.

Die Höhe des Seilanschlags und der Brusthöhendurchmesser des Baumes bestimmen u. a. den Zugkraftbedarf. Foto: Schlotmann

Doch auch seilwindenunterstützte Verfahren sind nur etwas für Profis. Denn neben der Zugkraft, der Anschlaghöhe und dem Anschlagverfahren muss der Forstwirt die richtige Fälltechnik wählen, um das Unfallrisiko zu minimieren. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) empfiehlt in diesem Zusammenhang die Calmbacher Sicherheitsfälltechnik. Dabei erfolgt der Fällschnitt mit negativer Bruchstufe. Das soll das Abreißen der Bruchleiste beim Zug mit der Seilwinde verhindern – so funktioniert die Bruchleiste weiterhin als Scharnier.

Die Calmbacher Sicherheitsfälltechnik: Der Fällschnitt erfolgt mit negativer Bruchstufe. Grafik: Cirkel

Haben Fäule oder andere Ursachen Buche und Co. allerdings stark geschädigt, lassen sich die Bäume nur noch vollmechanisiert, also mit dem Fällaggregat am Harvester oder Bagger, sicher ernten, sagt Thomas Kämmerling. Auch bei der Aufarbeitung von Schadholz müssen die Regeln des Artenschutzes berücksichtigt werden.

www.svlfg.de/schadholzeinschlag

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