Dietmar Mikus und Konstantin Lohoff nutzen die mechanische Fällhilfe schon seit mehr als vier Jahren – und sind damit sehr zufrieden. Foto: Schlotmann

Fällhilfen: Entspannt und sicher gefällt

Mechanische und hydraulische Fällhilfen bieten eine Alternative zur schweren Keilarbeit. Lohnen sich die Profiwerkzeuge auch für Waldbauern?

Häufig hängen Bäume nicht in die Richtung, in die der Waldbauer sie fällen möchte. Mit Hammer und Keil wird die Fällarbeit schnell anstrengend – und zum Teil gefährlich. Mit hydraulischen und mechanischen Fällhilfen bietet der Markt eine Alternative zu schwerer Keilarbeit in der Holzernte. Die Fällhilfen treiben den Keil erschütterungsfrei in den Stamm, wodurch sich die Gefahr herabfallender Äste reduziert. Außerdem ist die Arbeit deutlich ergonomischer. Wir haben uns die technischen Hilfsmittel näher angeschaut.

So sieht entspannte Keilarbeit aus: Statt mit anstrengenden Hammerschlägen bringt Dietmar Mikus Bäume jetzt mit einem mechanischen Fällkeil zu Fall. (Foto: Schlotmann)

Teil der Standardausrüstung

Für Forstwirt Konstantin Lohoff und Forstwirtschaftsmeister Dietmar Mikus gehört ihre mechanische Fällhilfe zur Standardausrüstung, wenn es in die Holzernte geht. Die beiden Forstwirte arbeiten im Regionalforstamt Hochstift und haben die Fällhilfen als erste Waldarbeiterrotte bei Wald und Holz NRW etabliert. Seit vier Jahren nutzen Lohoff und Mikus das Gerät im Laub- und Nadelholz, weil es die Fällarbeit deutlich erleichtert. Mikus: „Wir können Bäume fällen, die wir mit dem Hammer nicht umgekeilt bekommen.“ Ihre Fällhilfe funktioniert mechanisch und verfügt über eine maximale Hubkraft von 20 t, das Eigengewicht beträgt 3 kg. Die Fällhilfe erleichtert nicht nur das Fällen, sondern den gesamten Arbeitsprozess: Lohoff und Mikus tragen insgesamt weniger Werkzeug mit sich: Der schwere Spalthammer wurde von einer leichten Axt bzw. einem Fäustel abgelöst, zudem benötigen sie weniger Fällkeile.

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Das Arbeitsverfahren hat sich laut Lohoff dabei kaum verändert:
– Zuerst beurteilt der Forstwirt den Baum und schneidet die Wurzelanläufe bei.
– Anschließend legt er den Fallkerb an.
– Im nächsten Arbeitsschritt beginnt der Motorsägenführer mit dem Fällschnitt.
– Nach etwa der Hälfte unterbricht Lohoff den Schnitt und setzt einen Keil zur Sicherheit.
– Danach arbeitet der Forstwirt eine kleine Tasche heraus, um die Fällhilfe platzieren zu können. Er schiebt die Fällhilfe in die Tasche und baut mithilfe der Ratsche leichten Druck auf. Anschließend sägt der Motorsägenführer weiter.
– Nachdem Lohoff den Fällschnitt beendet hat, bringt er den Baum mit der Fällhilfe zu Fall.
Mithilfe eines zusätzlich gesetzten Fällkeils lässt sich die Fällhilfe gegebenenfalls nachsetzen. Das kann bei besonders starken Bäumen nötig sein, um den Hub zu erhöhen. Die Werkzeuge sind auch bei Anwendung der Stütz- und Haltebandtechnik nutzbar.

Dietmar Mikus platziert den Fällkeil. Der Fällschnitt wurde noch nicht fertiggestellt. Der Baum steht weiterhin fest, sodass der Forstwirt sicher arbeiten kann. (Foto: Schlotmann)
Zuvor hatte Konstantin Lohoff mit der Motorsäge eine Tasche in den Stamm geschnitten. (Foto: Schlotmann)

Die Vorteile sprechen für sich

Lohoff und Mikus verwenden die Fällhilfe für Bäume mit einem Brusthöhendurchmesser ab 25 cm. Bei schwachen Bäumen führen sie einen versetzten Schnitt durch, damit sich Fällhilfe und Motorsägenschiene nicht berühren können. Die Forstwirte halten die mecha­nische Fällhilfe für sinnvoll, beispielsweise, weil sich Laubholz erschütterungsfrei ernten lässt. Druck durch Wind lässt sich auch mit der mechanischen Fällhilfe gut einschätzen. Bei sehr starkem Frost hat sich die Fällhilfe schon mal aus der Tasche gedrückt, das kam aber eher selten vor und ist auch schon bei Fällkeilen passiert.
Auch im gelösten Verfahren hat jeder der beiden Forstwirte seinen eigenen mechanischen Fällkeil dabei. Mit rund 500 € ist das Werkzeug aus ihrer Sicht eine lohnende Investition. Die beiden empfehlen vor allem leichte Fällkeile mit geringem Eigengewicht. Schwere, hydraulische Fällhilfen würden sie nicht benutzen, urteilen sie. Ihre Erfahrung zeigt, dass Berufskollegen etwa ein bis zwei Tage zur Einarbeitung mit der Fällhilfe benötigen.

Die Keile der Fällhilfen werden je nach System mit einem Hydraulikzylinder oder einer Spindel in den Fällschnitt getrieben. (Foto: Schlotmann)

Hebelkraft statt Hammerschlag?

Bei Fällarbeiten im mittelstarken und starken Holz kommen traditionell Hammer und Keil zum Einsatz, weiß Dirk Brodersen, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Wald und Holz NRW. Die Keilarbeit ist anstrengend – besonders bei Randbäumen und Rückhängern. Im Laubholz ist die Arbeit zudem besonders gefährlich, da die Erschütterungen durch die Hammerschläge Totholz und abgestorbene Äste innerhalb der Baumkrone lösen können. Der Waldbauer erkennt während des Fällens bzw. Keilens herabfallende Äste häufig zu spät, weil er sich voll auf seine Arbeit konzentriert, sagt der Förster.
Hydraulische und mechanische Fällhilfen bieten eine technische Lösung, die Arbeit ergonomischer und sicherer zu gestalten. Statt eines schweren Hammers bedient der Waldbauer einen Hebel bzw. eine Ratsche. Die Arbeit geschieht erschütterungsfrei, erklärt Brodersen. Der am Stammfuß arbeitende Waldbauer kann die Fällhilfe bedienen und gleichzeitig die Baumkrone beobachten. Sollten Kronenteile brechen, kann der Bediener das sehr gut hören oder sogar sehen.

Hydraulisch oder mechanisch

Hydraulische Fällhilfen entwickeln eine höhere Hubkraft als mechanische Fällkeile, sind dafür aber doppelt so schwer. Grundsätzlich sind die Hubkräfte davon abhängig, wie viel Muskelkraft der Bediener am Hebel aufbringt, gibt Brodersen zu bedenken. Viele Hersteller geben für ihre Fällhilfen eine theoretische Hubkraft von mehr als 20 t an. Um diese Kräfte zu erreichen, müsste der Waldbauer den Hebel mit mehr als 1000 N – umgerechnet 100 kg – ziehen. Diese Höchstkräfte lassen sich selten erreichen. Brodersen beziffert ergonomische Zugkräfte mit 30 bis 40 kg (Übersicht 1).
Wichtiger als hohe Hubkräfte ist für den Arbeitssicherheitsexperten das „richtige Ansprechen“ des Baumes. Seiner Erfahrung nach lässt sich die Arbeit häufig mit der Wahl der Fällrichtung erleichtern.
Außerdem sollte sich der Waldbauer darüber bewusst sein, dass die Fällhilfe kein Ersatz für die Seilwinde ist. Extreme Hänger und Gefahrbäume lassen sich nur mit seilwindenunterstützten Verfahren sicher fällen.
Welche Fällhilfe der Waldbauer generell verwenden sollte, hängt vom Anwendungsbereich ab. Bei Schwachholz bis etwa 20 cm Brust­höhendurchmesser (BHD) ist der Fällheber ein geeignetes Werkzeug. Im mittelstarken Holz sowie bei Starkholzfällungen sind entweder Hammer und Keil oder technische Fällhilfen erforderlich. Um die Fällhilfen fachgerecht und sicher einzusetzen, sind spezielle Schulungen hilfreich und viel Übung nötig.
In besonderen Fällen bleibt aber der Forstschlepper mit Seilwinde unverzichtbar.

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