
Motorsägen warten – wir geben Praxistipps
Mit den frostigen Temperaturen kommt für die Motorsäge das Ende der Sommerpause und mitunter die Erkenntnis: Etwas Pflege zur rechten Zeit hätte den Start in die Holzerntesaison erleichtert.
Brennholz ernten oder Hecken stutzen – für die Motorsäge gibt es jetzt viel zu tun. Vielfach ist der spontan geplante Arbeitseinsatz jedoch früh wieder beendet. Die Ursache sind stumpfe Ketten oder ein muckender Motor. Diese sind aber durch eine sorgfältige Wartung vermeidbar. Wie der Waldbauer seine Motorsäge für den harten Einsatz richtig instand setzt und was er beim nächsten Einlagern beachten sollte, erklären Forstwirtschaftsmeister Nicolas Friedrich und sein Auszubildender Jonathan Gerlach vom Forstbetrieb des Ruhrverbands.

Volle Tanks
Damit Schläuche und Dichtungen nicht über den Sommer porös werden, heißt es Volltanken. Das gilt für Kettenhaftöl- und Kraftstofftank. Heutige Sonderkraftstoffe entmischen sich nicht und moderne Kettenhaftöle gelieren kaum noch, somit bestehen keine Nachteile. Weiterer Vorteil: Die Ölpumpe verklebt nicht. Wer Zweitaktgemisch nutzt, sollte den Kraftstofftank indes komplett entleeren und anschließend die Säge noch mal starten. Um Rost vorzubeugen, empfiehlt der Experte die Sägeschiene und -kette mit Öl einzusprühen.

Fett ins Lager
Nicht bei jeder Wartung, aber dennoch regelmäßig, ein wenig Schmierfett in die mittige Bohrung der Fliehkraftkupplung pressen. Das Fett schmiert das Nadellager, dadurch erhöht sich die Lebensdauer der Kupplungsteile.

In die Nute blicken
Die Sägekette führt bei jeder Umdrehung Schmutz mit sich. Dadurch verdreckt die Nute des Schwertes und der Transport des Kettenhaftöls ist erschwert. Das verursacht einen höheren Verschleiß von Schiene und Kette. Deshalb ist es nötig, regelmäßig die Nute des Schwertes mit dem Kombischlüssel oder Nutreiniger auszukratzen. Friedrich kontrolliert zusätzlich die Öleinlassbohrung des Schwertes. Sie muss sauber sein, damit das Kettenhaftöl vom Sägekörper zur Kette fließen kann.

Kühler Kopf
Sägespäne und Dreck zwischen den Rippen des Zylinders verhindern, dass der Motor der Säge ausreichend gekühlt wird. Läuft der Motor heiß, ist ein sogenannter Kolbenfresser die Folge und der Motor ist kaputt. Deshalb die Zwischenräume der Kühlrippen immer sorgfältig reinigen, zum Beispiel mit dem Kombischlüssel oder einem Schraubendreher.

Frei durchatmen
Der Luftfilter einer Motorsäge ist deutlich wartungsfreundlicher als noch vor einigen Jahren. Manche Hersteller verbauen mittlerweile sogenannte Langzeitluftfilter, deren Wartungsintervalle im Vergleich doppelt so lang sind. Reinigen lässt sich der Filter am einfachsten mit Druckluft. Dazu den Filter entgegen der eigentlichen Ansaugrichtung ausblasen. Friedrich gibt den Tipp, im selben Arbeitsgang Kurbelgehäuse und Vergasereinheit zu reinigen. Das sollten Sie jedoch im ersten Schritt tun, damit kein Schmutz in den offenen Vergaser geraten kann. Statt mit dem Luftfilter lässt sich die Öffnung auch mit dem Daumen abdecken.

Ohne Grat
Beim Sägen verschleißen Führungsschiene und Kette. Infolge von Reibung durch die Kettenumdrehung bildet sich an der Schiene ein Grat, insbesondere an der Schienenspitze. Ein zu breiter Grat erschwert die Sägearbeit. Deshalb muss dieser regelmäßig mit einer Flachfeile oder Schleifmaschine weggeschliffen werden. Friedrich dreht die Schwerter seiner Sägen bei jedem Kettenwechsel um, damit die Führungsschiene gleichmäßig verschleißt.

Öl muss fließen
Hinter dem Kettenraddeckel sammelt sich grober Schmutz. Das verringert die Kupplungswirkung und verstopft den Ölfluss zur Sägeschiene. Um den Verschleiß zu senken, die Funktion der Kettenbremse zu sichern und einen durchgängigen Ölfluss zu gewährleisten, empfiehlt Friedrich, diesen Bereich intensiv zu reinigen. Dabei kann gegebenenfalls ein Sprühmittel (wie Bremsenreiniger) helfen, um hartnäckige Dreckkrusten zu entfernen.
Praxistipps
- – Fachhändler bieten sogenannte Schärfsätze in praktischen Taschen an. Dazu zählen eine Rund- und Flachfeile, eine Tiefenbegrenzer- und Feillehre, ein spezieller Schwertnutreiniger und ein Feilenhalter. Alles zusammen kostet in der Regel unter 20 €.
– Es ist einfacher, stumpfe Ketten in der Werkstatt wieder instand zu setzen. Deshalb hat der Forstwirtschaftsmeister immer mehrere Sägeketten dabei. Verschlissene Ketten tauscht er aus und behält Ersatz, falls eine Kette reißt.
– Friedrich empfiehlt, beim Kauf der Schneidgarnitur nicht auf den Preis zu schauen. Seiner Ansicht nach sind höherwertige Schienen und Ketten stabiler und verschleißen langsamer. Die Ketten sind mitunter leichter wieder instand zu setzen.
– Das Schärfen der Sägeketten mit elektrischen Schleifgeräten hat für Friedrich drei Nachteile: Die Maschine nimmt unnötig viel Material vom Sägezahn weg und die Zähne können beim Schleifen erhitzen, was die Materialhärte verändert. Außerdem ist das Feilen von Hand effektiver, da die Sägezähne deutlich schärfer werden im Vergleich zum Maschinenschliff.
Scharfe Zähne

Eine scharfe Kette arbeitet präzise, spart Kraftstoff und senkt die Belastung für den Bediener. Jedoch wird sie durch den Kontakt mit Schmutz oder Steinen, aber auch durch den normalen Einsatz mit der Zeit stumpf. Nicolas Friedrich zeigt, wie er stumpfe Ketten wieder instand setzt:
Richtzahn suchen: Einen der Zähne hat es in der Regel am schlimmsten erwischt – er gilt als Richtzahn. Friedrich sucht den stumpfsten Zahn und schärft diesen. Er ist scharf, wenn sich an den Schneidkanten ein feiner Grat gebildet hat.
Zähne feilen: Nachdem Friedrich den Richtzahn geschärft hat, misst er seine Länge mithilfe eines Messschiebers. Damit die Motorsäge nicht schief schneidet, feilt Friedrich alle Zähne auf das Maß des Richtzahns zurück.
Ein Feilgitter und ein Feilenhalter können dabei helfen, den richtigen Schärfwinkel zu finden und den Zahn bis unter das sogenannte Zahndach zu schärfen.
Die Tiefe begrenzen: Neben den Sägezähnen wartet der Experte auch die Tiefenbegrenzer. Zu wenig gekürzte Tiefenbegrenzer verhindern das Eindringen der Sägezähne ins Holz, ungleichmäßig gekürzte Tiefenbegrenzer hingegen verursachen einen unruhigen, hakeligen Kettenlauf beim Schnitt. Der Forstwirtschaftsmeister misst die Höhe der Begrenzer mit einer Tiefenbegrenzerlehre. Anschließend legt Friedrich die Lehre auf die Sägekette und kürzt mit einer Flachfeile alle Tiefenbegrenzer, die über die Lehre hinausragen.
Die richtige Feile: Jede Kettenteilung benötigt zum Schärfen eine andere Feile. Eine zu große oder zu kleine Feile passt nicht richtig in den Zahn und feilt nicht bis unter das Zahndach, deshalb ist die Kette nach dem Feilen nicht scharf. Als Faustregel gilt: Eine 0,325“-Teilung mit einer 4,8 mm Feile schärfen und eine 0,38“-Teilung mit einer 5,5 mm Feile instand setzen.


Der Mann vor Ort. Im waldreichen Hochsauerland aufgewachsen, lag das Forststudium in Göttingen nahe. Seit mehr als sechs Jahren ist der Forstingenieur nach Stationen in einem privaten Forstunternehmen und einem Forsteinrichtungsbüro als Fachjournalist tätig. Als Waldbesitzer und aktiver Jäger hält er engen Kontakt zur Praxis. So kommen die besten Berichte und Reportagen zustande.