Hier sind nach Kyrill im Frühjahr 2008 einjährige Douglasien-Containerpflanzen im Verband 8 x 8 m gepflanzt worden. Fichte, Birke, Buche und einige Eichen haben sich natürlich verjüngt. Das Fazit des Waldbesitzers: „Statt in Pflanzen habe ich in die Pflege investiert. Ich würde wieder so vorgehen.“ Foto: Schlotmann

Nicht beim Pflanzgut knausern!

Beim Aufforsten wird gerne ein etwas größerer Pflanzverband gewählt – weniger aus waldbaulichen Gründen, sondern um Geld zu sparen. Doch mit sogenannten Weitverbänden ändern sich nicht nur die Kulturkosten.

Warum mehrere tausend Pflanzen je Hektar begründen, wenn im alten Laub- und Nadelwald nur wenige starke Bäume mit großen Kronen und viel Platz dazwischen übrig bleiben? So mancher Waldbesitzer kommt hinsichtlich der Wiederbewaldung schnell ins Grübeln: Wie viele Bäume muss ich eigentlich anpflanzen, um wieder einen solchen Wald zu bekommen? Wir sind der Frage nachgegangen und haben geschaut, ob sich Kulturkosten sparen lassen.

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Kurz gefasst

  • Weitverbände sind eine extensive Wiederbewaldungsmethode und können ein Mittel sein, Kulturkosten zu sparen.
  • Allerdings erfordern Weitverbände waldbauliches Fachwissen und sind pflegeintensiver – sofern Wertholz das Produktionsziel ist.
  • Einfacher und insgesamt zielorientierter sind Cluster- oder Trupp-Pflanzungen.

Weitverbände: Seit 1892 ein Thema

Die Pflanzung ist im Leben eines Bestandes wohl die aufwendigste Maßnahme, was Arbeitszeit und Geld betrifft. Deshalb stellt sich die Forstwissenschaft schon seit mehr als 100 Jahren die Frage, „wie viele Pflanzen einen Wald ergeben“. Pflanzenzahlen von 10. 000 Fichten oder 20. 000 Kiefern auf den Hektar waren vielerorts „gute fachliche Praxis“. Das hat sich zwar geändert, doch was passiert mit Zuwachs und Holzqualität, Kosten und Ertrag, wenn im weiten Verband gepflanzt wird?

Dies war schon um 1890 die Frage bei den ersten Verbandsversuchen mit Fichten in Baden und in Österreich. Schon nach wenigen Jahrzehnten zeigten diese, dass eine Verringerung der Pflanzenzahlen nicht nur positive Folgen hat, sondern dass besonders die Auswirkungen auf die Holzqualität mit sinkender Pflanzenzahl gravierend sind.

Heute gibt es zu den wirtschaftlich wichtigen Baumarten Douglasie und Kiefer – und auch zur Eiche und Fichte – zahlreiche Versuchsanlagen, um daraus für die Praxis wichtige Schlüsse zu ziehen. Aus den Versuchen ergibt sich: mit weiteren Verbänden und weniger Pflanzen sinken die Kosten, bei Reihenverbänden auch der Zeitaufwand bei der Pflanzung. Die Bäume werden dicker, aber nicht höher, die Stabilität verbessert sich. Das Verhältnis starker zu schwachen Stammdimensionen wird deutlich besser, selbst wenn die Gesamtwuchsleistung abnimmt.

Da aber der Kronenschluss später eintritt, bleiben die unteren Äste länger grün und werden auch stärker. Für die Holzqualität und Wertleistung kann das empfindliche Folgen haben (Abb. 1). Hierbei ist Nadelholz anders als Laubholz zu betrachten. Und noch eins wurde deutlich: schon moderate Wilddichten machen Weitverbände ohne Zaunschutz schnell illusorisch.

Was gilt für Nadelholz?

Alle Nadelbaumarten sind Totasterhalter. Das heißt, die abgestorbenen Äste bleiben lange am Stamm und wachsen ein. Besonders ausgeprägt ist dies bei der Douglasie, wo manchmal in Altbeständen noch Äste aus den ersten Jahren aus dem Stamm ragen. Diese „Schwarzäste“ können je nach Stärke und Anzahl erhebliche Qualitätseinbußen bedeuten. Werden die Grünäste zu stark, kann selbst eine Wertästung – die in Weitverbänden immer angesagt ist – die Qualität nur noch begrenzt verbessern. Denn die ausgeprägten Überwallungswülste ergeben beulige Stammstücke – und die begeistern die Holzkäufer weder heute noch in Zukunft.

Bei der Fichte hat sich zudem gezeigt, dass Weitverbände nicht nur zu breiteren Jahrringen führen, sondern auch der Anteil an „juvenilen Zellen“ zunimmt. Dadurch wird die Festigkeit im inneren Stamm herabgesetzt. Außerdem steigt die Anzahl der Harzgallen deutlich. Vor allem diese rasch zunehmende Minderung der Holzqualität führt zu dem Ergebnis, dass die Pflanzenzahlen 2000 Stück/ha nicht unterschreiten sollten.

Anders sieht es bei der Douglasie aus, die wegen des Klimawandels in vielen Forstbetrieben in Nordrhein-Westfalen die Fichte ersetzen dürfte. Die Eigenschaften von Douglasienholz und die Ansprüche daran unterscheiden sich deutlich von der Fichte und lassen ganz andere Weitverbände zu. Auch breitere Jahrringe werden akzeptiert, ebenso wie stärkere Äste. Nach neueren Untersuchungen aus Baden-Württemberg sowie aus Frankreich sind hier als Grenzwerte Jahrringbreiten von 8 mm sowie Aststärken gesund verwachsener Äste von 4 cm anzusetzen. Versuche mit 500 Douglasien/ha zeigen allerdings, dass zum Beispiel mit Reihenabständen von 4 bis 5 m die Holzqualität (Aststärke, Jahrringbreite) mehr als grenzwertig wird (Abb. 2). Aber bereits mit Pflanzenzahlen oberhalb von 1000 Stück/ha sind wirtschaftlich gute Ergebnisse erreichbar – allerdings nur in geästeten Beständen.

… und was für Laubholz?

Anders als Nadelholz sind Laubhölzer Totastverlierer. Abgestorbene Äste vermorschen rasch und fallen auch bald ab, sofern sie nicht zu dick sind. Durch Dichtstand wird hier eine rasche Reinigung der Stämme erreicht. Vielfach ist ein astreines Erdstammstück von 8 bis 10 m Länge das Ziel. Erst dann wird das Dickenwachstum durch Durchforstungen gefördert. Da außerdem die Bestände überwiegend natürlich verjüngt werden, gibt es Verbandsversuche fast nur zur Eiche.

Einer der ältesten Versuche liegt in Schottland und wurde um 1950 angelegt. Aus ihm wie auch den deutlich jüngeren deutschen Versuchen ergibt sich, dass auch hier die Ästigkeit das entscheidende Kriterium ist. In der Auswirkung auf Höhe und Durchmesser der Bäume entsprechen die Trends ansonsten denen im Nadelholz. Damit die Äste rechtzeitig absterben und abfallen, halten die Schotten Pflanzenzahlen ab 2500 Stück/ha für ausreichend, während nach den deutschen Versuchen eher die doppelte Anzahl als nötig gilt. Doch hier und dort gelten auch andere Qualitätserwartungen in der Eichenwirtschaft.

Für alle Baumarten kommt es bei der Entscheidung zu Weitverbänden grundsätzlich darauf an, dass hochwertiges, homogenes Pflanzgut verwandt wird mit sorgfältiger Pflanzung auf günstigem Standort. Hinsichtlich des Pflanzgutes ist Sparen fehl am Platz.

Wie lässt sich sparen?

Eine Erfolg versprechende Möglichkeit, um Zeit und Geld zu sparen, bietet die Cluster- oder Trupp-Pflanzung. Bei der Trupp-Pflanzung wird die Hauptbaumart auf der Kulturfläche nicht vollflächig, sondern in Kleinflächen im gewünschten Verband ausgebracht. Den Rest füllen Naturverjüngung oder ergänzende Mischbaumarten auf. Doch auch hier gilt: Der Erfolg hängt vom Wildbestand ab – oder einem dichten Zaun. Weiterer Vorteil der Cluster- oder Trupp-Pflanzung: Sie schafft einen strukturreichen Bestand.

Autor: Dr. Josef Stratmann

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