Holz vermessen: Das richtige Maß finden

Ob Stamm- oder Brennholz: Beim Handel mit dem Rohstoff geht es für den Waldbesitzer schnell um große Geldbeträge. Darum zählt das Vermessen des Holzes zum Handwerkszeug des Waldbauern.

Um das Volumen eines Stammes und damit seinen Verkaufswert zu ermitteln, wird in der motormanuellen Holzernte jeder Baum einzeln vermessen. Dabei ist die Zielgröße das Volumen in Festmeter ohne Rinde (fm).

Carsten Arndt, Revierleiter im Lehr- und Versuchsrevier Hirschberg, Wald und Holz NRW, zeigt, worauf es beim Aufmaß ankommt.
(Foto: Schlotmann)

Carsten Arndt, Revierleiter im Lehr- und Versuchsforstamt bei Wald und Holz NRW, rät dazu, das Langholz bereits während der Aufarbeitung zu messen. Hierfür benötigt der Waldbauer ein Rollmaßband und eine Kluppe. „Messstöcke und Meterstäbe sind nicht praxistauglich“, sagt der Förster, außerdem sei ein geeignetes Maßband schon für rund 30 € im Fachhandel erhältlich. Eine Kluppe kostet in der Regel doppelt so viel, geeicht muss sie laut Aussage des Revierbeamten heute nicht mehr sein. Allerdings weist Arndt darauf hin: „Der Verkäufer haftet für das Maß, das er beim Holzverkauf angibt.“

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Volumenformel

Aus der Stammlänge „L“ und dem Durchmesser in der Mitte des Stammes „d“ errechnet sich das Volumen „V“. Die Formel: V  =  (π/4)  x  d2  x   L  x  10-4. Das berechnete Volumen in Festmeter ist gleich 1 m3 Holz.

Kaum Mischsortimente

Bei Laubholzstämmen ist die Einteilung in eine genaue Güteklasse üblich, wodurch die Wertschöpfung sehr variieren kann. „Beim Laubholzverkauf gibt es so gut wie kein Werkseingangsmaß,“ sagt Carsten Arndt. Folge: Jeden Stamm einzeln messen und klassifizieren.

Grobe Holzfehler wie Astzwiesel oder Faulstellen sollten Waldbesitzer abschneiden oder beim Messen ausklammern. Das ergibt die sogenannten Klammerstämme. (Foto: Schlotmann)

Längenzugabe ist nötig

Um das Verkaufsmaß zu bestimmen, misst Arndt die Stammlänge und zieht die sogenannte Längenzugabe ab. Sie beträgt 1 % der Baumlänge, mindestens aber 10 cm, und dient dem Ausgleich von Sägeverlusten bei der Weiterverarbeitung. Geld bekommt der Waldbauer für die Zugabe nicht, weshalb sie in der Volumenberechnung unberücksichtigt bleibt. Bei Laubwert­holz beträgt die Längenzugabe pauschal 30 oder 40 cm – je nach Käufer. „Die Zugabe muss im nutzbaren Sortiment sein“, sagt Arndt. Deshalb darf sie keine groben Fehler, wie etwa Zwiesel, aufweisen und muss der Qualität des restlichen Stammes entsprechen. In der Praxis wird die Zugabe vor dem Trennschnitt der Baumlänge zugegeben, sodass eine 4 m lange Stammwalze tatsächlich 4,10 m misst.

Durchmesser mit der Kluppe

Neben der Baumlänge misst Arndt den Durchmesser des Stammes. Hierfür benötigt er die Kluppe – einen übergroßen Messschieber. Den Durchmesser bestimmt der Praktiker in der Stammmitte. Er rundet den Messwert nach unten ab. Der Mittendurchmesser wird bis zu 19 cm Stammstärke ohne Rinde einmal, ab 20 cm Stammstärke ohne Rinde durch zweimaliges Messen bestimmt. Dabei misst Arndt jeweils senkrecht zueinander.
Beim Kluppen achtet er darauf, nicht auf Ast­quirlen oder Stammbeulen zu messen, sondern im gleichen Abstand davor und dahinter. Der Mittelwert beider Messungen ist der richtige Durchmesser.

Der Stammdurchmesser wird in der Paxis „gekluppt“ – also mit der Kluppe gemessen. Liegt die Stammmitte an einem Astquirl, misst der Praktiker den Durchmesser vor und hinter dem Quirl und bildet das Mittel der beiden Werte. (Foto: Schlotmann)

Im Stapel messen

Während der Holzernte entstehen sogenannte Koppelprodukte. Hierzu zählt das Brennholz. Zum Lagern und Trocknen stapelt der Waldbauer die Stammstücke an der Waldstraße auf bzw. schichtet sie – daher auch der Name Schicht­holz.
Das Volumen von Brennholz lässt sich am einfachsten im Stapel bestimmen. Dazu misst der Waldbauer die Gesamtlänge und Höhe des Stapels. Der Rauminhalt des geschichteten Holzes errechnet sich aus der Formel:
V= Höhe x Breite x Stücklänge.
Das gilt auch für Stammabschnitte wie Industrieholz. Hier gibt es ein Höhenübermaß. Es beträgt 4 % der Stapel- bzw. Polterhöhe. Bei der Berechnung fügt der Fachmann der Formel den Reduktionsfaktor 0,96 hinzu. Bei unregelmäßig geschichteten Stapeln empfiehlt es sich, an verschiedenen Mess­punkten die Polterhöhe zu bestimmen, um daraus eine durchschnittliche Höhe zu berechnen.

Das Volumen von Brennholz oder Abschnitten lässt sich einfach im Stapel ermitteln. (Foto: Schlotmann)

Sortieren schafft Mehrwert

Fallen bei der Holzernte Stämme in unterschiedlichen Durchmesserklassen an, lohnt es sich, sie getrennt zu poltern. Carsten Arndts Faustregel hierzu: „Der Gewinn liegt im Sortieren.“ Die Wertschöpfung ist höher, weil Sägewerker für dickeres Laubholz mehr Geld zahlen bzw. für stärkeres Nadelholz Abzüge berechnen. Entscheidend für das Sortieren ist eine ausreichende Anzahl von Stämmen.

Einheitliche Durchmesser erzielen häufig bessere Preise als Polter mit starken und schwachen Stämmen. Denn oftmals sind die Sägewerke auf bestimmte Durchmesserklassen spezialisiert, sodass höhere Preise erzielbar sind. (Foto: Schlotmann)

Unterlage beachten

Beim Messen von Poltern muss der Waldbauer die Höhe der Unterlage berücksichtigen und darf darum nicht vom Boden aus messen.

Ist das Holz nicht direkt auf dem Boden sondern einer Unterlage aufgeschichtet worden, muss der Waldbesitzer das beim Aufmaß berücksichtigen. (Foto: Schlotmann)

Nadelholzpraxis

Beim Einsatz eines Harvesters zur Nadelholzernte genügt meist eine Stichprobe zur Erfassung der aufbereiteten Holzmenge, schildert Carsten Arndt. Dazu vergleicht der Förster das Protokoll des Vollernters mit dem Werkseingangsmaß des Sägewerkes. Die Differenz beträgt durchschnittlich 1 %.

Das moderne Harvestermaß ist sehr genau. Eine Stichprobe zur Kontrolle reicht meist für das Verkaufsmaß aus. (Foto: Schlotmann)

Volumen umrechnen

Das Volumen von geschichteten Holzpoltern enthält Lufträume und wird deshalb in der Maßeinheit Raummeter mit Rinde angegeben. Das Volumen von Stammwalzen hingegen in Festmeter.

Gutes Werkzeug

Wie bei der sonstigen Waldarbeit ist auch zum Holzmessen das richtige Werkzeug nötig. Dazu gehören eine Messkluppe und ein mindestens 15 m langes Maßband. Weitere Hilfsmittel sind Forstmarkierspray und Sig­nierkreide. In der Praxis reißen die Maßbänder schon mal durch. Statt ein neues zu kaufen, ist eine Reparatur möglich. Arndt gibt den Tipp, gerissene und geflickte Maßbänder sorgfältig zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzumessen.

Rindenabzug beachten

„Entscheidend für die Durchmesserberechnung ist, vom gemessenen Wert die baumartenspezifische Rindenstärke abzuziehen“, erklärt Arndt.

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