Ein Baum für die Dürre?

Die Korsische Schwarzkiefer verträgt arme und trockene Böden besser als die heimische Waldkiefer. Zudem ist ihr Holz geradschaftiger, weshalb die fremdländische Baumart eine lohnende Alternative sein kann.

Der Klimawandel wird die Frage der Baumartenwahl künftig stark mitbestimmen. Welche Alternativen haben Kiefernbetriebe, um mit überschaubarem Risiko weiterhin einen angemessenen Ertrag zu erwirtschaften? Eine Antwort ist die Korsische Schwarzkiefer.

Die Korsische Kiefer ist wuchsfreudiger als die heimische Kiefer – auch bei lang anhaltender Trockenheit. In Deutschland sind die forstlichen Erfahrungen mit der Baumart noch gering. (Bildquelle: Dr. Stratmann)
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Alternative im Münsterland?

Für Kiefernbetriebe zwischen Teutoburger Wald und Maas-Niederung erlauben die nährstoffarmen, sommertrockenen Sandböden kaum eine große Auswahl. Selbst die Douglasie stößt hier oft an ihre Grenzen. Die Korsische Schwarzkiefer könnte auf diesen Standorten eine lohnende Ergänzung sein. Zwar gibt es im Münsterland und auch in den angrenzenden Ebenen bislang nur sehr wenige Bestände, die aber zeigen Beachtliches.
Anbauten der Korsischen Schwarzkiefer westlich von Haltern zeigen: Sie übertrifft dort die Waldkiefer nicht nur in der Wuchsleistung, sondern auch in der Schaftqualität. Korsische Kiefern zeichnen sich gegenüber der Waldkiefer durch fast ausnahmslos gerade Stämme aus. Bei scharfer Kronenpflege und rechtzeitiger Wertästung lässt sich deswegen bereits nach 70 Jahren wertvolles Starkholz ernten.
Nordöstlich von Greven wurzeln 55-jährige Korsische Kiefern auf armen Flugsanden. Benachbart wachsen etwa gleich alte Waldkiefern, Douglasien, Küstentannen und Europäische Lärchen. Auch hier fällt die Waldkiefer in Wuchs und Qualität deutlich zurück, während die Korsische Kiefer gegenüber der Douglasie mithält und die Küstentanne ihre Anbaugrenze erkennen lässt.

Blick über den „Tellerrand“

Ein umfassenderes Bild zum Anbau Korsischer Kiefern bringt der Blick über die Grenze zu den
niederländischen Nachbarn. Hier wachsen Korsische Kiefern (Corsicaanse den) auf fast 10  000 ha – und mindestens ebenso viel Anbaufläche gibt es im benachbarten Flandern. In den Niederlanden wird die Korsische Kiefer seit den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts angebaut. Daher gibt es auch umfangreiche forstliche Erfahrungen zu dieser Kiefernart. Sie bestätigen das gute Wachstum auch auf armen Böden, die Wuchsüberlegenheit gegenüber der Waldkiefer und zeigen, dass die Holzvermarktung keine Schwierigkeiten bereitet, da sie im Kiefernmarkt mitläuft.
Einige besonders beeindruckende Bestände stehen nördlich von Amelo in der Provinz Drente auf armen, sommertrockenen Flugsanden. Die Korsischen Kiefern erreichen dort mit 100 Jahren knapp 30 m Höhe, Brusthöhendurchmesser um 50 cm und ähnliche Schaftqualitäten wie Fichten. Auch in diesem hohen Alter sind die Kronen noch kegelförmig und wollen weiter nach oben wachsen.

Kräftig durchforsten

Es gibt zahlreiche Pluspunkte für die Korsische Schwarzkiefer, aber ein Problem: In vielen Anbauten in Westeuropa wird der Erfolg durch Pilzbefall beeinträchtigt. Der Pilz „Scleroderris abietina“ befällt die Triebspitzen, was zum Triebsterben führt und Zuwachseinbußen bewirkt. Schwerer Befall kann auch zum Absterben führen. Vor allem starke Durchforstungen mindern aber die Pilzgefahr beträchtlich. Außerdem sollten Standorte mit lang andauernder, hoher Luftfeuchtigkeit wie auch extreme Frostlagen vom Anbau ausgenommen werden.
Wo dies beachtet wird, kann die Korsische Schwarzkiefer die Baum­artenpalette für Kiefernbetriebe um eine interessante Nadelholzart bereichern. Die Versorgung mit Nadelrohholz würde davon profitieren.

Geschätzter Rohstoff

Die Korsische Schwarzkiefer ist eine der vier Unterarten der Schwarz­kiefer und kommt nur auf Korsika natürlich vor. Sie wächst dort in den Gebirgen in Höhenlagen zwischen 500 und 1800 m über Meereshöhe auf sauren Böden aus Granit oder anderem Felsgestein. Sommerliche Dürre­perioden von zwei bis drei Monaten treten in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet häufig auf.
In den korsischen Wäldern ist sie auf etwa 40  000 ha vorherrschende oder einzige Baumart. Sie wird mehr als 500 Jahre alt. Einzelne Schwarzkiefern erreichen eine Höhe von 50 m und Brusthöhendurchmesser von mehr als 1,5 m.
Auf dem französischen Festland wird sie auf rund 55  000 ha forstlich angebaut. Anders als die
Österreichische Schwarzkiefer gedeiht sie auf kalkhaltigen Böden schlecht.
Das Holz der Korsischen Schwarzkiefer ist geradschaftiger als das der Waldkiefer. Deshalb ist es ein geschätzter Rohstoff mit vielseitiger Verwendung, beispielsweise als Bauholz oder für die Zellstoff­industrie. In den USA wird die Baumart häufig als Christbaum genutzt. Der Harzanteil der Korsischen Kiefer ist im Vergleich zur Waldkiefer deutlich größer.

Autor: Dr. Josef Stratmann

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