16,5 °C ist die Temperatur, ab der Borkenkäfer schwärmen. Foto: agrarmotive/stock.adobe.com

Borkenkäfer: Jetzt Bohrmehl suchen!

In den kommenden Tagen steht in tieferen und mittleren Lagen bis 600 m ü. NN ein erster starker Schwärmflug bevor. Die Waldschutzprofis der LWF in Bayern sagen, was jetzt zu tun ist.

Mit den nun anhaltend warmen Temperaturen setzte zum Ende der ersten Maiwoche in den wärmebegünstigten Lagen bis 800 m ü. NN der Hauptschwärmflug der Fichtenborkenkäfer ein, meldet die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

Ausfliegende Käfer befallen derzeit liegendes, frisches Holz, aber auch geschwächte, stehende Fichten. Ist der Stamm durch anfliegende Käfer besetzt, kommt es meist zu Stehendbefall im näheren Umkreis. Auch wenn die derzeitige Wasserversorgung der flachwurzelnden Fichten im Oberboden gut ist und sie sich gegen Borkenkäferangriffe mit Harzfluss wehren können, ist aufgrund der hohen Grundpopulation dennoch mit Stehendbefall zu rechnen!

In den folgenden ein bis zwei Wochen werfen die Käfer bei der Anlage des Muttergangs anhaltend viel Bohrmehl aus. Dieses gilt es gezielt zu suchen und zu finden.

Suchen Sie jetzt nach Bohrmehl!

Innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach dem Schwärmen, bei der Anlage von Rammelkammer und Muttergang, rieselt anhaltend viel und gut sichtbares Bohrmehl aus der Rinde. Ist die Eiablage beendet und die Larvenentwicklung im Gange, entsteht kein frisches Bohrmehl mehr. Es besteht also bis Mitte/ Ende Mai eine gute Chance, frischen Befall eindeutig zu entdecken.

Tipps für die Bohrmehlsuche gibt die LWF hier.

Regnerisches Frühjahr

Der nasse und relativ kühle April 2023 hat bislang den ersten Schwärmflug der Fichtenborkenkäfer verzögert. Damit ein Schwärmflug des Buchdruckers und Befall von Fichten erfolgen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:

  • Für den Schwärmflug muss die Lufttemperatur über 16,5°C liegen.
  • Die Summe der Tagesgrade muss mindestens 140 betragen. Gemessen werden alle Temperaturen oberhalb einer Tageshöchsttemperatur von 8,3°C (Entwicklungsnullpunkt des Buchdruckers) ab 1. April (z.B. Tageshöchsttemperatur 18,3 °C – 8,3 °C = 10 Tagesgrade).

Die Temperaturmessungen verschiedener Waldklimastationen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zeigten bisher, dass die benötigte Temperatursumme von 140 Tagesgrad in den wärmsten tieferen Lagen bis 600 m ü. NN bis Ende April noch nicht erreicht wurde. Dieser Wert wurde jetzt überschritten.

Inzwischen warnen auch Waldschutzexperten anderer Bundesländer vor Schwärmflügen.

Handlungsempfehlungen

Käferholzpolter

Eventuell noch im Wald lagernde Käferholzpolter vom Winter sollten umgehend abgefahren oder, wenn keine anderen Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden (vgl. Merkblatt 45). Der Bestand um diese Polter sollte intensiv auf möglichen Befall hin untersucht werden.

Bohrmehlsuche: am Anfang leichter

Sobald die Fichtenborkenkäfer schwärmen, bohren sie sich in frisches Holz ein. Beginnen Sie dann mit der Bohrmehlsuche an den sonnendurchfluteten Rändern und den Käfernestern des Vorjahrs. Denn in den folgenden ein bis zwei Wochen werfen die Käfer bei der Anlage des Muttergangs anhaltend viel Bohrmehl aus. Warten sich nach Regenfällen einen Tag ab und suchen Sie erneut, dann sollte wieder frisches Bohrmehl zu sehen sein.

In der Praxishilfe Buchdrucker und Kupferstecher – Befall erkennen finden Sie viele Bilder und Informationen zur Bohrmehlsuche und zu weiteren Befallskennzeichen.

Auch Wald und Holz NRW hat eine Broschüre zum Thema veröffentlicht.

Waldschutzwirksame Aufarbeitung

Haben Sie frisch befallenes Käferholz gefunden, muss es aufgearbeitet und abgefahren werden. Ist eine Abfuhr zur Holzindustrie innerhalb zwei Wochen nicht möglich, dann ist befallenes Holz

  • mind. 500 m vom nächststehenden Nadelholzbestand entfernt zu lagern oder
  • ggf. mit Pflanzenschutzmitteln als Vorausflugsbehandlung zu behandeln.

Ihr Einsatz ist am wirkungsvollsten, wenn Sie in der ersten Schwärmwelle Bohrmehl suchen! Denn jetzt haben Sie die Chance, die Käferpopulation früh im Jahr abzuschöpfen und so die Ausbreitung des Befalls erfolgreich zu verhindern!

Handeln Sie, bevor sich Buchdrucker & Co. exponentiell vermehren. Denn jetzt erreichen Sie viel mehr für Ihren Wald als mit dem gleichen Aufwand im Sommer, wenn die erste Generation schon ausgeflogen ist.

Weitere Infos finden Sie auf der Seite der LWF oder auf der von Wald und Holz NRW.