Waldbesitzer in NRW lassen sich nicht unterkriegen und pflanzen trotz einiger Unsicherheiten neue Bestände an. Foto: Niedersächsische Landesforsten

Waldbauern forsten auf

Peter Thiele bewirtschaftet mit seiner Familie einen Forstbetrieb im Sauerland. Viele Bäume stehen allerdings nicht mehr. Einen großen Teil der Flächen muss er aufforsten – wir haben ihn nach seinen Erfahrungen gefragt.

In vielen Regionen haben Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer zusehen müssen, wie ihre Wälder Stürmen, dem Käfer und der Trockenheit zum Opfer gefallen sind. Der aktuelle Waldzustandsbericht spricht von insgesamt 135.000 ha Schadflächen in NRW.

Eine gewaltige Zahl, doch was bedeutet sie für die einzelnen Waldbesitzer? Den Kopf in den Sand stecken, Flächen verkaufen oder doch wieder anpflanzen?

Bereits vor zwei Jahren haben wir Peter Thiele aus Möhnesee (Kreis Soest) besucht und ihn nach seiner Strategie gefragt. Jetzt wollten wir wissen, was sich seitdem getan hat.

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Peter Thiele pflanzt Bekanntes, experimentiert aber auch mit bisher weniger beachteten Baumarten. Foto: Schildmann

Schon Beachtliches geleistet

Peter Thiele und seine Frau Stefanie bewirtschaften in Möhnesee einen Forstbetrieb und betreiben ein Forstlohnunternehmen, das sich auf das Pflanzen, den Zaunbau und die Kulturpflege von Forstbeständen spezialisiert hat. Ein Großteil des familieneigenen Waldes ist der Trockenheit und dem Käfer zum Opfer gefallen.

Vor zwei Jahren stand für Peter Thiele trotzdem fest: Zum Wiederaufforsten gibt es keine Alternative. Heute ist er dem Ziel, seinen Waldflächen eine Zukunft zu geben, einen großen Schritt näher gekommen. Schätzungsweise 80 % seiner Kahlflächen hat Thiele in den zurückliegenden zwei Jahren neu angepflanzt.
Aber auch bei anderen Waldbesitzern ist die Bereitschaft zur Wiederaufforstung nach seiner Einschätzung sehr hoch. Dazu tragen das inzwischen ­geänderte Förderkonzept der Landesregierung sowie die gestiegenen Holzpreise bei.

Mit unüberhörbarem Ärger erinnert sich der Waldeigentümer jedoch an die Zeit der großen Käferholzeinschläge zurück: „Wir waren überall die Ersten. Unsere Bäume waren als Erstes kaputt, wir haben für das Käferholz so gut wie kein Geld bekommen, haben als Erste die Neuanpflanzung in Angriff genommen und mussten mit einem Fördersystem zurechtkommen, das nicht zu Ende gedacht war. Wenn ich sehe, wie einfach das heute mit Holzpreisen um die 100 €/fm und einem vereinfachten Fördersystem ist, kann einen das schon ärgern.“

Obwohl die Waldbauern in den vergangenen Jahren „Federn gelassen“ haben, wie er sagt, schnaufen die meisten durch und machen weiter. Waldverkauf sei in der Region kein Thema. Die Investitionsbereitschaft ist durchaus vorhanden, findet er. Auch für die Förster gibt es lobende Worte. „Auf Dienstzeiten hat bisher keiner geschaut, zusammen haben wir Beachtliches geleistet.“

Experimente müssen sein

Und was ist aus den Neuanpflanzungen geworden? Wie sind sie mit den trockenen Sommern zurechtgekommen und welche Baumarten hat Peter Thiele gewählt?

Er ist seiner geplanten Strategie, einen Teil der Aufforstung mit ­Fördermitteln zu finanzieren und einen Teil ohne, treu geblieben.

Den Vorteil sieht der Waldbesitzer in der Möglichkeit, mit verschiedenen Baumarten zu experimentieren. Die Förderrichtlinien schreiben dagegen bestimmte Waldentwicklungstypen bzw. Baumartenkombinationen vor und lassen weniger Spielraum für Anbauversuche.

Auf seinen Flächen hat Thiele zum einen viel Eiche, Douglasie und Lärche gepflanzt, was ein Stück weit den Förderrichtlinien geschuldet sei, sagt er. Aber auch Baumarten wie Elsbeere, Esskastanie, Erle oder Kiefer haben Platz gefunden.

Dabei hat sich herausgestellt, dass sich die Roteiche auf den Standorten rund um Möhnesee recht gut macht, während Stiel- und Traubeneiche deutlich mit der Trockenheit zu kämpfen haben. Als Lichtblick in seinem Sortiment bezeichnet Thiele Elsbeere, Esskastanie und auch die Kiefer. Wenig glücklich ist der Waldbauer dagegen mit der Buche, sie tut sich mit den veränderten Bedingungen besonders schwer.
Neue Baumarten auszuprobieren hält Peter Thiele für sehr wichtig, da heute kaum jemand sicher ­sagen kann, welche Art die sich ­ändernden Bedingung am besten verkraftet. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob es derzeit eine lukrative Verwertung gibt.

„Bis die heute gepflanzten Bäume schlagreif sind, wird sich die Industrie auf die neuen Sortimente und Holzarten eingestellt haben“, ist er überzeugt.

Dem Reitgras Paroli bieten

Die zurückliegenden zwei Jahre waren für Neuanpflanzungen nicht ganz einfach. Die Trockenheit hat den jungen Pflanzen zugesetzt. Trotzdem seien 2021 gute Anwuchsergebnisse erzielt worden. Auch 2022 haben die Jungpflanzen die frühe Trockenheit zunächst recht gut weggesteckt, fasst der Waldeigentümer zusammen. Erst die letzten Wochen ohne Wasser im September hätten 2022 zu deutlichen Ausfällen geführt.

Aber nicht nur die Trockenheit, auch das Wild und Landreitgras erschweren die Wiederbewaldung. Thiele muss alle Neuanpflanzungen einzäunen und das extreme Aufkommen von Reitgras in seiner Pflanzstrategie berücksichtigen.

Dem Reitgras lässt sich Paroli bieten, indem möglichst bald nach der Flächenräumung gepflanzt wird. So können die jungen Pflanzen den Vorsprung vor dem Kraut nutzen. Darüber hinaus bringt Waldbauer Thiele Baumarten, die eine langsamere Jugendentwicklung haben, wie die Küsten- und Weißtanne, möglichst schnell. Wo schnelles Pflanzen nicht möglich ist, hat Peter Thiele mit Erlen gute Erfahrungen gemacht. „Die sind nach zwei bis drei Jahren aus der Pflege raus und kommen als Pionierbäume auch mit etwas trockeneren Standorten klar.“

Weil die Wiederaufforstung aber nicht in zwei Jahren erledigt ist und man nicht alle Flächen gleichzeitig anpflanzen kann, ist Pragmatismus gefragt. „Grundsätzlich freue ich mich über alles, was wächst und hoch kommt, sei es Birke, Erle oder Eberesche. Mein Ziel ist der Kronenschluss der Bestände, denn dann kann ich erst einmal durchschnaufen“, sagt er.

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