Das Sortieren und Poltern verschiedener Sortimente kostet mit der Zange weniger Zeit. Foto: Schlotmann

Waldarbeit: Winde, Zange oder beides?

Für Waldbauern oder Landwirte, die im Nebenerwerb Holz rücken, ist ein Forstspezialschlepper zu teuer und keine Option. Wir zeigen, wie sich Ihr Schlepper im Handumdrehen für die Waldarbeit spezialisieren lässt.

Für Waldbauern und Holzrücker im Nebenerwerb ist die Anschaffung eines Forstspezialschleppers für die professionelle Holzbergung zu teuer. Deshalb sind alternative Arbeitsverfahren zur Arbeitserleichterung stets willkommen. Wir haben einen Landwirt im Sauerland besucht und uns seinen „Spezial Forstschlepper“ angeschaut.

Für Josef Kaiser ist die Rückezange im Frontanbau eine enorme Arbeitserleichterung – und eine günstige obendrein. (Foto: Kevin Schlotmann)

Selfmade Forstwirt

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Josef Kaiser aus Sundern im Sauerland bewirtschaftet einen 40-ha-­Landwirtschafts- und Forstbetrieb. Seit über 40 Jahren arbeitet der gelernte Landwirt im Holzeinschlag. Fast täglich fährt er mit seinem Schlepper in den Wald und erntet Holz. „Landwirtschaft und Waldarbeit lassen sich gut vereinbaren“, weiß der Sauerländer. Im Winter, wenn die Feldarbeit ruht, ist im Wald Hochsaison. „Ich kann mir meine Arbeit einteilen, während der Erntesaison bin ich Landwirt, zwischendurch und im Winter dann Forstwirt“, schmunzelt der 65-jährige Waldbesitzer.
Die Forstwirtschaft gehörte schon immer zum Betrieb, deshalb ist Kaiser mit der Waldarbeit aufgewachsen. Aber auch in der Landwirtschaft ist er fest verwurzelt. Darum wurde schnell klar, dass sich der Landwirt zwei Standbeine aufbauen würde.
Spezielle Forstmaschinen gab es in den 1970er-Jahren nur wenige und wenn, waren sie für kleine Forstbetriebe oder Waldbauern unbezahlbar. Also kaufte Kaiser eine Seilwinde für den Schlepper und einige Jahre später einen Rückewagen. Nach dem Orkan Kyrill sei dann erstmals die Überlegung aufgekommen, einen Skidder mit Rückekran und schwerer Seilwinde zu kaufen, berichtet der Waldbauer. Allerdings zweifelte er, ob bei der geringen Restnutzungsdauer, immerhin war Kaiser schon 57, die hohen Investitionskosten wieder zu erwirtschaften sein würden. „Die meisten Flächen hier sind außerdem so schief, dass sie auch mit einer Spezialmaschine nicht zu befahren sind“, zählt Kaiser einen weiteren Grund für seine Entscheidung auf. Stattdessen wurde eine stärkere Anbauseilwinde erworben, der Schlepper mit einer Fronthydraulik ausgestattet und eine Rückezange für den Frontanbau gekauft.

Besonders beim Fällen von Rückhängern oder angeschobenen Bäumen ist Kaiser auf die Seilwinde angewiesen. (Foto: Kevin Schlotmann)

Die Zange immer dabei

Das Konzept, den Traktor für die Waldarbeit zu spezialisieren, wurde bei der Sturmholzaufarbeitung auf die Probe gestellt und hat sich bewährt.
„Das Sturmholz war oft gebrochen, teilweise schon faul oder vom Käfer befallen. Außerdem gab es Käufer, die Holz für den Export im See­container suchten“, erinnert sich der Waldbesitzer. Aus diesem Grund wurde das aufgearbeitete Holz in viele verschiedene Sortimente eingeschnitten. Besonders bei diesen kombinierten Entzerr-, Rücke- und Einschneidearbeiten hat sich das System aus Winde im Heck- und Zange im Frontanbau etabliert. „Das funktionierte dank der Rückezange super“, sagt Kaiser. Wenn der Landwirt heute Durchforstungen oder Rücke­ar­beiten vornimmt, ist die Zange in der Fronthydraulik immer dabei. Mit der Seilwinde wird das Holz zur Rückegasse vorgeliefert. Außerdem können Gefahrbäume und Rückhänger mit der Seilwinde sicher gefällt werden. Wo die Zange zu schwach ist, greift die Seilwinde ein.

Die Stämme werden zum Einschneiden mit der Zange angehoben …
… und die Abschnitte dann später mit der Rückezange gebündelt, zum Holzlagerplatz transportiert und zum Abtransport aufgestapelt. (Fotos: Kevin Schlotmann)

Einfach und günstig

Über die Jahre hat der Waldbauer das Arbeitsverfahren perfektioniert. In schwachen Beständen zieht er die Stämme mit der Seilwinde an der Rückegasse zu einem Schlepp zusammen und rückt sie anschließend mit der Zange zum Holzlagerplatz. Starkholz hingegen wird an der Rückegasse in die verschiedenen Sortimente eingeschnitten: hochwertige Abschnitte, Paletten- und Industrieholz oder das Stammholz – da kann einiges zusammenkommen. Bei Trennschnitten hebt er die Stämme mit der Rückezange an. Das erübrigt ein Drehen des Stammes beim Durchschneiden und verhindert den Kontakt mit Steinen auf dem Waldboden.
Die unterschiedlichen Sortimente werden dann wiederum gebündelt und mit der Zange zum Holzlagerplatz transportiert. Gerade im Starkholz und bei sehr langen Bäumen ist das vorherige Aushalten nötig, um Verletzungen am verbleibenden Bestand zu minimieren.
Am Holzlagerplatz werden Abschnitte und Stammholz dann mit der Zange zum Abtransport mit dem Lkw aufgestapelt. „Mit einem Kran geht das noch ordentlicher“, weiß Kaiser. Aber der Kosten-Nutzen-Faktor sei mit einem Rückekran wieder ein ganz anderer.
Kaiser resümiert: „Mit dem Anbau von Winde und Zange am selben Schlepper spare ich viel Zeit bei der Arbeit.“ Rücken, Einschneiden, Sortieren oder Poltern – alles gehe schneller und einfacher. Besonders beim Sortieren, wo Bäume in der Vergangenheit mehrmals an- und abgehangen wurden, spiele die Zange ihre Vorteile aus.

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