Die Blüten dieser Vogelkirsche sind durch Spätfrost geschädigt. Foto: saratm/stock.adobe.com

Spätfrostschäden: Steigt das Risiko?

Führt der Klimawandel zu mehr Spätfrostschäden? Dieser Frage ist der Deutsche Wetterdienst nachgegangen.

Zurzeit stehen Wildgehölze, Obstbäume wie Pfirsiche und Zwetschgen sowie Mandelbäume in Deutschland in voller Blüte. In begünstigten Lagen – beispielsweise entlang des Rheins – hat bereits in der letzten Märzwoche die Blüte der Süßkirschen begonnen. In der zweiten Aprilwoche wird auch in späten Kirschanbaugebieten mit dem Blühbeginn der Süßkirschen gerechnet. Markante Nachtfröste, wie sie in der ersten Aprilwoche auftraten, können während der Obstblüte zu erheblichen Schäden führen. Die Abteilung Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat daher untersucht, ob der Klimawandel das Risiko für Spätfrostschäden bei Pflanzen erhöht. Betroffen von Spätfrostschäden sich auch zahlreiche Forstgehölze.

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Früher blühende Pflanzen

Durch im Mittel wärmere Temperaturen im Frühjahr, beginnt in Deutschland die Pflanzenentwicklung früher. Dadurch erhöht sich jedoch auch die Gefahr von Spätfrostschäden, da die Pflanzen in einem empfindlichen Entwicklungsstadium sind. Trotz der globalen Erwärmung kommt es weiterhin zu den für den Frühling so typischen Kaltlufteinbrüchen mit Tiefsttemperaturen unter dem Gefrierpunkt. Sie sind zwar im Allgemeinen seltener geworden, treffen nun aber auf weiter entwickelte Pflanzen. Während bis in die 1980er Jahre kaum eine Änderung der Kaltlufteinbrüche zu beobachten war, zeichnet sich seitdem ein deutlicher Rückgang ab.

Höheres Frostrisiko nach Beginn der Süßkirschenblüte

Der DWD hat meteorologische und phänologische Daten aus dem Zeitraum 1961 bis 2020 ausgewertet. Das Ergebnis: Aufgrund der früheren Pflanzenentwicklung und des Rückgangs von Spätfrostereignissen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten das Risiko von Spätfrostschäden verändert. Die Wahrscheinlichkeit für Temperaturen unter -2 °C im Zeitraum 1. April bis 15. Mai hat insgesamt abgenommen.
Lag die Wahrscheinlichkeit für Frost unter -2 °C beispielsweise am 21. April im Zeitraum 1961 bis 1990 noch bei knapp 30 %, betrug sie in den vergangenen 30 Jahren nur noch rund 20 %. Allerdings hat sich beispielsweise der Beginn der Süßkirschenblüte inzwischen um rund 9 Tage verfrüht. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für ein Frostereignis nach Beginn der Süßkirschenblüte im Mittel über Deutschland von 19 % auf 27 % gestiegen.

Schadfröste: Starke regionale Unterschiede

Der Klimawandel führt nicht generell zu weniger Frostschäden im Frühjahr, wie die Untersuchung des DWD zeigt. Zum Beispiel ist das Risiko von Spätfrost bei Süßkirschen im Osten und Südosten Deutschlands in den zurückliegenden Jahren gesunken. Aber aufgrund des früheren Blühbeginns könnte es in Zukunft wieder ansteigen. Umgekehrt könnte im Südwesten, wo in der Vergangenheit das Schadfrostrisiko gestiegen ist, mit den weiter steigenden Temperaturen die Gefahr für Schadfröste wieder sinken. So müssen Land- und Forstwirte auch künftig mit schädlichen Frostereignissen rechnen – je nach Region und Kultur teilweise sogar mit zunehmender Häufigkeit.

Folgen für die Aufforstung

Spätfröste schädigen auch immer wieder Forstgehölze. Besonders empfindlich gegenüber dieser Witterung sind beispielsweise Esskastanie und Weißtanne.
Die jungen Triebe der Laub- und Nadelbäume sind noch empfindlich. Bei Spätfrost erfrieren die frischen Triebe schlichtweg. Meist überleben die Bäume diesen Schaden zwar, beim nächsten Neuaustrieb kommt es aber häufig zu wertmindernder Zwieselbildung und Grobästigkeit.

Wie sich Spätfrostschäden erkennen und vorbeugen lassen, hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in einem Merkblatt zusammengefasst.

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