
Rüsselkäfer: Kulturen frühzeitig schützen
Der Große Braune Rüsselkäfer kann bei einer Massenvermehrung frisch gepflanzte Kulturen so stark schädigen, dass sie absterben. Gefährdet sind vor allem Nadelholzkulturen.
Auf den Fichtenkalamitätsflächen sind an jungen Nadelgehölzen in den vergangenen Jahren immer wieder Schäden durch den Großen Braunen Rüsselkäfer aufgetreten, sagt Norbert Geisthoff, Waldschutzexperte bei Wald und Holz NRW. Der dunkelbraune Käfer ist ein gefährlicher Schädling in Kulturflächen, auf welchen sich zuvor in den Stubben und Wurzeln die Larven des Käfers 1 bis 2 Jahre lang entwickeln konnten. Der Käfer ist ca. 1 cm groß und an seiner hellen Querpunktierung erkennbar. Als typischer Rüsselkäfer besitzt er einen ausgeprägten verlängerten Kopf (Rüssel).
Pockennarbenfraß im Mai und August
Aufgrund seines Rindenfraßes schädigt der ausgewachsene Käfer vor allem junge Pflanzen, wodurch diese im Sommer vertrocknen. Typischerweise entsteht hierbei ein plätzeweiser Fraß der Rinde. Die Käfer nagen die dünne Rinde und das Kambium von jungen Nadelholzbäumchen, bevorzugt am Wurzelhals ab (Pockennarbenfraß), sodass ein Vitalitätsverlust und Zuwachseinbußen auftreten. Wenn die runden, trichterförmigen Wunden um das gesamte Stämmchen reichen, wird der Saftstrom unterbrochen und der Baum stirbt ab.
Besonders schmackhaft für den Rüsselkäfer sind die Nadelbaumarten – speziell Küstentanne und Douglasie. Hier entstehen die meisten Schäden. Aber auch Kiefern- und Fichtenpflanzen werden gerne benagt. Im Prinzip sind bei einem Befall die Käfer das ganze Jahr auf der Kulturfläche anzutreffen – allerdings ist die Gefahr entwicklungsbedingt im Mai/Juni und August/September aufgrund der erhöhten Populationsdichte am größten.
Da Laubgehölze nur wenig benagt werden, ist die einfachste Lösung des Großen Rüsselkäferproblems diese zu pflanzen. Mechanisch oder biotechnische Maßnahmen wie das Einsammeln der Käfer unter Fangrinde oder mittels Fallen haben nur einen Überwachungscharakter und sind in der Praxis keine sinnvolle Bekämpfungsmaßnahme.
Schlagruhe als Vorsorge sinnvoll?
Neben der Laubholzpflanzung lässt sich auch durch Einhaltung einer Schlagruhe ein Schaden verhindern. Dies bedeutet, dass mit der Pflanzung so lange gewartet wird bis kaum noch Käfer natürlich vorkommen. Hierbei sind allerdings mindestens 3, optimal 5 Jahre einzuhalten. Aber Vorsicht: Durch das weitere Absterben in der Nähe stehender Nadelgehölze kann auch ein erneuter Käferbefall auf der Fläche auftreten: Denn die Käfer sind flugfähig und durchaus in der Lage, 200 bis 300 m bis zu ihren Wirtspflanzen zu fliegen. Ein großer Nachteil ist bei einer zeitliche verzögerten Kulturanlage die sich auf der Freifläche entwickelnde Konkurrenzvegetation und Begleitflora. Hierdurch entstehen erhöhte Pflegekosten, gibt Geisthoff zu bedenken.
Handeln bei akutem Befall
Bei einem akuten Befall kann der Einsatz eines Pflanzenschutzmittels den weiteren Fraß verhindern. Hierbei werden die Stämmchen der kleinen Nadelgehölze vom Stammansatz bis zur Spitze mit einem Insektizid behandelt. Eine schnellere und bessere Ausbringung wird hierbei durch die Verwendung von sogenannten Gabel- oder Zangendüsen erreicht. Bei einer Schutzdauer von 8 bis 12 Wochen muss diese Behandlung zumeist ein weiteres mal im Jahr wiederholt werden. Eine prophylaktische Behandlung ist über das Tauchen der Nadelgehölze vor der Pflanzung möglich. Aufgrund der begrenzten Wirkungsdauer von 10 bis höchstens 12 Wochen scheidet dieses Verfahren allerdings zumeist als wirksame Alternative aus.
Der Kauf von getauchten Pflanzen ist nur sinnvoll wenn vergleichsweise spät –beispielsweise im März – gepflanzt wird. In diesem Fall wäre somit ein Schutz vor Rüsselkäferfraß bis zum Mai/Anfang Juni gegeben. Zugelassen zur chemischen Bekämpfung ist das Präparat Karate Forst flüssig mit einer Konzentration von 2 %. Die Zulassung der Präparate Forester und Cyperkill Forst ist abgelaufen. Hier dürfen vorhandene Restmengen im Rahmen ihrer Aufbrauchfrist bis zum 30.04.2023 eingesetzt werden.
PSM Forst Insektizide Rüsselkäfer_2022_03_25

Der Mann vor Ort. Im waldreichen Hochsauerland aufgewachsen, lag das Forststudium in Göttingen nahe. Seit mehr als sechs Jahren ist der Forstingenieur nach Stationen in einem privaten Forstunternehmen und einem Forsteinrichtungsbüro als Fachjournalist tätig. Als Waldbesitzer und aktiver Jäger hält er engen Kontakt zur Praxis. So kommen die besten Berichte und Reportagen zustande.