Diese Schadfläche wurde teilweise mit einem Scherenzaun gegattert, im Gatter Eichentrupps gepflanzt. Ein Beispiel für eine punktweise Wiederbewaldung. Foto: Schlotmann

Neues Klima trifft auf alte Baumarten

Wiederbewalden einerseits, der Waldumbau von Rein- in Mischbestände andererseits. Auf welche Baumarten sollten die Waldbesitzer in der Klimakrise setzen? Beim Arnsberger Waldforum gab es Antworten.

Gut 30 % der Waldfläche in NRW muss klimabedingt wiederbewaldet oder in Mischbestände umgebaut werden. Denn neben der Fichte schaffen es auch andere heimische Baumarten nicht, dem Klimawandel dauerhaft zu trotzen. Hierzu zählt unter anderem die Buche. Doch das ist kein Grund nicht zu handeln, wie Forstwissenschaftler aus ganz Deutschland anhand von Beispielen beim diesjährigen Arnsberger Waldforum zeigten.

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Abwarten ist keine Lösung

Längere Vegetationsperioden mit höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen: So lassen sich die Klimabedingungen zusammenfassen. Die dadurch entstandenen Folgen, sind allerdings sehr viel komplexer. Ein Beispiel dafür sind immer wieder massive Ausfälle bei Frühjahrs- und Herbstpflanzungen. Das erschwert den Waldumbau wesentlich.
Gründe Wälder umzubauen, gab es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder, sagte Prof. Dr. Sven Wagner von der Technischen Universität Dresden. Beispielsweise wurden per Erlass Ende der 1960er Jahre in Niedersachsen Buchen- zu Fichtenbeständen umgebaut. Gut zwanzig Jahre später wurden als Folge des Waldsterbens Nadelholzreinbestände in naturnahe Mischbestände umgewandelt. Aktuell müssen Rein- und Mischbestände zu „Novel Ecosystems“ umgebaut werden – eine Folge des Klimawandels, unterstreicht der Waldbauprofessor. Der Ausdruck belegt, dass dies eine sehr viel größere Herausforderung für die Waldeigentümer ist, als die vorangegangenen.


Wagner empfiehlt für den klimabedingten Waldumbau vier grundlegende Strategien: Die Produktionszeiten verkürzen. Damit sinkt die Dauer, in der Bestände möglichen Schadursachen ausgesetzt sind. Auch die Wahl anderer Herkünfte heimischer Baumarten hält der Forstwissenschaftler für sinnvoll. Hierzu könnten Buchen aus dem Mittelmeerraum oder dem Balkan zählen. Auch die Rückkehr zu alten Betriebsarten, wie dem Mittel- und Niederwald könnte helfen. Hier spielt die Bestandesverjüngung per Stockausschlag eine wichtige Rolle. Zudem sind diese Wälder strukturreicher. Hierin sieht Wagner eine der wichtigsten Strategien und rät darum zu mehr Mischung und mehr Struktur.
„Abwarten“ ist für ihn keine sinnvolle Strategie. Zwar lässt sich so Geld sparen. Allerdings verschieben sich auch erste Einnahmen aus dem Holzverkauf nach hinten und noch wichtiger: Es findet keine gezielte Anpassung des Waldes an den Klimawandel statt. Sein Fazit: „Der Waldbesitzer muss handeln!“

Grüne Augen: Klumpen schaffen Struktur

Handeln ja, doch das muss nicht zwingend flächig sein, meint Monika Runkel, Leiterin des Forstamtes Hachenburg in Rheinland-Pfalz. Sie empfiehlt eine punktwirksame, nicht flächige Wiederbewaldung und Waldbehandlung. Ihre Lösung sind Klumpen. Das sind kleine Verjüngungsinseln, angelegt über die gesamte Fläche verteilt. Dort werden 20 bis 40 Pflanzen gesetzt – in Rheinland-Pfalz vorrangig Buchen. Das Verfahren wird sowohl auf Schadflächen aber auch als Vorausverjüngung in Nadelholzreinbeständen genutzt. Vorteil: „Die Klumpen schaffen Struktur“, verdeutlicht Runkel. Mithilfe zusätzlicher natürlicher Prozesse haben sich in ihrem Forstamt so vielfach acht Baumarten auf der Fläche etabliert. Allerdings verlangt diese Art des Waldbaus eine qualifizierte Waldpflege.

Naturverjüngung sinnvoll ergänzen

Doch was, wenn sich auf den Schadflächen wieder Fichte verjüngt? Als Zeitmischung nutzen, meint Prof. Dr. Ulrich Kohnle von der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg. Denn Nadelholz wird als Bauholz bevorzugt. Hinzu kommt, das Portfolio anpassungsfähiger Nadelbaumarten ist überschaubar und umfasst vor allem Schwarz- und Waldkiefer, Douglasie sowie Japanische und Europäische Lärche. Kohnle hält daher einen begrenzten Fichtenanteil für lukrativ. Rät aber dringend zu einer kurzen Produktionszeit.

Auch der Gastgeber des Arnsberger Waldforums, Dr. Bertram Leder, empfiehlt die Baumarten zu nutzen, die sich natürlich vermehren. Allerdings sollte kein Waldbauer langfristig auf die Fichte setzen. Samen sich beispielsweise Fichte und Birke natürlich an, lassen sich diese Baumarten gut als Vorwald nutzen. Mit der Fichte als Zeitmischung kann der Waldbesitzer so nach etwa 30 Jahren erste Einnahmen erzielen. Durch eine Pflanzung kann der Waldbesitzer die Baumartenpalette beispielsweise mit Schattbaumarten wie Buche und Weißtanne ergänzen. In Bestandeslücken lohnt es – je nach Standort – Eiche, Esskastanie oder andere Laubhölzer einzubringen.
Welche Baumarten künftig am besten mit den Klimabedingungen auskommen, kann niemand sagen. Wichtig ist für Leder deshalb eine breitgefächerte Mischung und Strukturreichtum.

Alle Vorträge des Arnsberger Waldforums 2022 finden Sie hier.

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