Paul Chollowa (links) und Johannes Volkermann können mit ihrer Säge auch größere Stammdurchmesser verarbeiten. Foto: Höner

Mobiles Sägewerk – Wenn das Hobby professionell wird

Unternehmergeist, technisches Interesse, Spaß an Holz: Wir haben Jungunternehmer getroffen, die sich mit einem Bandsägewerk einen Nebenerwerb aufbauen.

Die etwas krumme Eiche wehrt sich noch etwas, als Paul und ­Johannes sie auf dem Bett ihrer Bandsäge ausrichten. Immer wieder prüfen die beiden die Richtung für den optimalen Schnitt durch den Stamm.

Paul Chollowa ist 19 und Tischler­geselle, Johannes Volkermann ist 17 und macht eine Ausbildung im Elektromaschinenbau. Beide stammen aus dem Dorf Laer im Münsterland und kennen sich seit Kindertagen. Holz ist ihre Leidenschaft, vor allem, wenn sie aus Stämmen Baumscheiben, Bretter und Balken machen können.

So haben sie vor mehr als einem Jahr damit angefangen, mit einer Stihl MS 650 und einem 1,20 m langen Schwert plus Längsschnittkette Holz zuzuschneiden. Das Führungsgestell dazu ist eine Eigenentwicklung. Schnell wurde den beiden aber die Grenzen dieses Systems klar: laut, anstrengend, viel Verschnitt.

Es entstand die Idee, professioneller in das Sägegeschäft einzusteigen. Beide informierten sich ausgiebig gemeinsam. Aber letztendlich hat zunächst der 19-jährige Paul ein Nebengewerbe angemeldet. Natürlich hat Johannes die Option zum späteren Einstieg, wenn er volljährig ist. Bei unserem Treffen sind die beiden gerade im Wald der ­Familie Volkermann tätig und Johannes unterstützt Paul als Helfer.

Kurz gefasst:
– Mit einer mobilen Bandsäge bauen zwei Jungs aus dem Münsterland ein Kleingewerbe auf.
– Lohnschnitt soll ein Geschäftsbereich werden. Außerdem wollen die beiden auch mit Holz handeln.
– Ein Trocknungscontainer soll folgen. Damit wollen sie das Holz „tischlerfertig“ anbieten können.

„Große Kaliber“

Nach einer Marktrecherche entschied sich Paul Chollowa zum Kauf einer Woodmizer LT 15 Classic wide. Der ­Zusatz „wide“ steht für den erhöhten Durchgang bis 90 cm. Damit passen auch größere Kaliber auf die orange Bandsäge.

Ein Kohler-Benziner macht das Sägewerk unabhängig vom Stromnetz. Nach intensiver Suche hat Paul Chollowa zudem einen 7,20 m langen gebrauchten Pkw-Anhänger für 2500 € im Netz gefunden. Erst mit dem Anhänger ist das Sägeteam wirklich mobil.

Der Benzinantrieb des Sägewerks macht mobil. Foto: Höner

Die maximale Schnittlänge der Anlage beträgt derzeit 5,40 m. Höhenverstellung und Vorschub arbeiten elek­trisch, der Strom kommt von der ­Lichtmaschine des Motors. Mit dem Schnittstärkenrechner kann der junge Unternehmer die Zielstärke der Balken und Bretter genau planen. Die Investition für die Säge lag bei insgesamt rund 18.000 €. Dazu kommen die Kosten für Anhänger und Zubehör. Die Finanzierung hat der Jungunternehmer über die örtliche Bank abgewickelt.

Sägewerker ist ein Ausbildungsberuf – wie haben sich die beiden mit ihrer Anlage vertraut gemacht? „Zuerst schauten wir uns im Internet Videos bzw. Tutorials von Sägern an. Vor allem in den USA filmen die Profis oft den Einsatz ­ihrer Bandsägewerke“, erklärt Paul.

Aber das reichte natürlich nicht. Sie haben weiter recherchiert und bei einigen Besitzern von ähnlichen Sägen hospitiert. Dazu kam außerdem eine Schulung durch den Händler.

Dass Paul Tischler ist und Johannes einen technischen Beruf erlernt, ist ebenfalls kein Nachteil. Und wahrscheinlich gehören auch eine Portion Mut und Unternehmergeist dazu, sich in das neue Thema einzuarbeiten. Die beiden geben zu, dass sie derzeit noch Erfahrungen sammeln. Aber die Ergebnisse bei unserem Besuch sind bereits tadellos.

Zurück im Wald: Mittlerweile haben die beiden die Eiche ausgerichtet und auf dem Bett fixiert. Die ersten Schnitte stehen an. Noch müssen sie die Säge von Hand durch das Holz schieben, auch beim Hersteller der Säge gibt es derzeit Lieferprobleme und der Vorschub kommt später. Die beiden Jungunternehmer sehen es pragmatisch: Beim Einarbeiten kann es auch Vorteile haben, wenn nicht sofort alles automatisch funktioniert.

Paul Chollowa und Johannes Volkermann wollen künftig sowohl Lohnschnitt anbieten als auch Holz selbst vermarkten. Dazu legen die beiden bereits einen Vorrat an: Bei unserem Besuch lädt gerade ein Lkw Fichtenholz auf dem Hof der Familie Volkermann ab. Die Bäume stammen aus dem Wald von Johannes‘ Onkel im Sauerland.

Dem Tischler Paul schweben künftig vor allem gute Qualitäten für seine Berufskollegen vor. Im nächsten Schritt plant er, zusammen mit Johannes einen Trocknungscontainer zu bauen, der über die Hackschnitzelheizung des ­Hofes mit Wärme versorgt wird. Mit viel Eigenleistung und natürlich mit den Kosten im Blick. „Tischlertrockene Ware“ ist also die Produktidee.

Online-Vermarktung

Als Vermarktungskanal nutzen Paul und Johannes bereits jetzt z. B. Ebay-Kleinanzeigen. Damit haben die beiden positive Erfahrungen gesammelt, als sie 1,20 m-Scheiben eines Mammutbaums als Tischplatten verkauft haben.

Wollen die beiden Jungunternehmer jetzt durchstarten? Paul und Johannes bleiben auf dem Teppich: „Natürlich werden wir in unseren Jobs bleiben. Das Sägen soll in erster Linie Spaß machen.“ Ein ziemlich professionelles Hobby, denken wir uns, als wir uns verabschieden.

Johannes (li.) und Paul wollen auch mit Holz handeln. Foto: Höner

Autor: Guido Höner, top agrar