Lohnarbeiten kalkulieren

Pflanzung, Kulturpflege oder Wildschutzmaßnahmen sind Tätigkeiten, für die der Waldbauer gerne einen Lohnunternehmer bestellt. Doch häufig fehlen dem Waldbesitzer zuverlässige Kennzahlen über Stundensätze und Leistung, um eine Maßnahme genau kalkulieren zu können.

Sei es Zeitmangel oder die fehlende Fachkenntnis – jeder Forstbetrieb ist hier und da auf die Hilfe eines Lohnunternehmers angewiesen. Klassische Tätigkeiten sind dabei die Pflanzung und die Kulturpflege. Aber welche Lohnkosten muss der Waldbesitzer kalkulieren und wie hoch darf er das Arbeitspensum ansetzen? Diesen Fragen sind wir nachgegangen und haben Revierförster Allan Mitchell vom Regionalforstamt Soest-Sauerland nach seiner Einschätzung gefragt.

Bewerten Sie richtig: Qualität statt Preis

Revierförster Allan Mitchell weiß, wie viel Lohnarbeiten wert sind. (Foto: Kevin Schlotmann)

Alles im Gatter?

Reh-, Rot- und Damwildvorkommen erfordern häufig den Schutz der Kultur durch ein Gatter. Die Zaunbaukosten sind von zahlreichen Faktoren abhängig, beispielsweise ist für die nötige Gatterhöhe die vorkommende Wildart ausschlaggebend. Für Rehwild genügt ein 1,6 m hoher Zaun, für Rot-, Dam- und Sikawild sind mindestens 2 m hohe Zäune nötig. Zusätzlich sind die Geländeform, der Bewuchs sowie die Zuliefermöglichkeit Aspekte, die den Preis schnell in die Höhe treiben können, gibt Mitchell zu bedenken. Als Kennzahlen nennt er 8 bis 10 €/lfd. m. für das Rehwildgatter und 10 bis 12 €/lfd. m. für den Rotwildzaun. Darin enthalten sind langlebige Zaunpfähle aus Eichen- oder Lärchenholz, gesetzt im Abstand von 4 m. Außerdem Heringe im Abstand von jeweils 2 m und Überstiege. Tore erhöhen den Preis wiederum, darum schlägt Mitchell als günstige Alternative ein Hordengatterelement vor.

Maßnahmen wie Kulturpflege und Läuterung sollten Waldbesitzer im Zeitlohn abrechnen, da die Arbeit eine hohe Konzentration erfordert. (Foto: Schlotmann)
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Gepflegt und frei gestellt

Kulturpflege ist anstrengend und fordert zugleich eine hohe Konzentration. Denn Ziel der Arbeit ist, die wertvollen Pflanzen frei zu stellen und den Begleitwuchs herunterzuschneiden. Besonders beim Einsatz des Freischneiders kann schnell die ein oder andere gepflanzte Lärche oder Eiche dem scharfen Messer zum Opfer fallen. Nachlässig gearbeitet sind Nachbesserungen die Folge, schlimmstenfalls gerät das Förderziel der Kultur ins Wanken. Um die Kulturpflegekosten dennoch gering zu halten, empfiehlt Mitchell das sogenannte Auskesseln. Dabei stellt der Lohnunternehmer tatsächlich nur die Forstpflanzen frei, statt die gesamte Fläche zu mähen. Folglich hält der Förster für die Entlohnung der Tätigkeit einen Stundensatz für sinnvoller als eine Flächenprämie. Damit stellt der Waldbesitzer einen gewissen Qualitätsstandard sicher. Mitchell kalkuliert für die Arbeit mit Heppe, Sense bzw. die Arbeitsverfahren Knicken und Ringeln 35 €/Std. netto. Beim Knicken, also dem Abknicken von Weichlaubhölzern, hat der ehemalige Unternehmer gute Erfahrungen mit der Abknickschere gesammelt – eingesetzt im Juli und August. Für das Ringeln empfiehlt er eine leichte Motorsäge oder das „Kambi­flex“ – je nach Stärke der Bäume. Pro Baum benötigt der Lohnunternehmer damit etwa 3 bis 5 Minuten.
Für den Einsatz des Freischneiders und Spacers rechnet Mitchell ebenfalls rund 35 €/Std., hinzu kommt gegebenenfalls die Abschreibungsrate der Geräte. Dabei hat der Waldbesitzer einen Förderanspruch von 320 €/ha bzw. 440 €/ha beim Spacereinsatz. Der Vorteil des Spacers: Ergonomie und Leistung sind gut. Allerdings ist laut Mitchells Ansicht der Konzentrationsaufwand hoch. Zudem lässt sich der Spacer nicht für Ginster oder Brombeere einsetzen.
Übrigens: Adlerfarn empfiehlt der Förster, mit dem Knüppel oder der Heppe zu beseitigen. Die Wirkung ist gut, außerdem ist der gepflanzte Baum so am besten im Adlerfarn erkennbar.

Pflanzung mit Anwuchsgarantie

„Die Pflanzung ist die Investition in die nächste Waldgeneration“, sagt Mitchell. Darum ist hierbei aus Sicht des Försters besondere Sorgfalt nötig. Gängige Pflanzverfahren sind das Neheimer Verfahren oder die Hohlspatenpflanzung, jedoch gibt es viele weitere. Grundsätzlich gilt für die Wahl des Pflanzverfahrens für den 37-Jährigen die Faustregel: „Das Pflanzgerät muss zur Wurzelgröße passen.“ Beide Verfahren sind sowohl für Con­tainerware als auch für wurzelnacktes Pflanzgut geeignet.
Die Pflanzung mit dem Neheimer Pflanzspaten ist vor allem ergonomisch und pflanzenschonend. Mitchell gibt eine Stundenleistung von 60 bis 80 Pflanzen an. Im Durchschnitt betragen die Pflanzkosten 0,50 €/Stück. Mit dem Neheimer Pflanzspaten lassen sich Laub- und Nadelhölzer bis zu 80 cm Höhe und 30 cm Wurzellänge setzen.
Der Hohlspaten ist eher für sandige Böden geeignet. Mit 40 bis 60 Pflanzen/Stunde ist die Leistung geringer als beim Neheimer Verfahren. Außerdem sind die Kosten mit durchschnittlich 0,73 € etwas höher. Zwar ist die mögliche Pflanzenhöhe gleich, allerdings ist eine problemlose Pflanzung mit Wurzellängen von mehr als 25 cm nicht mehr umsetzbar.
Vielen Waldbesitzern bekannt ist vor allem die Winkelpflanzung, jedoch sind bei den heu­tigen Sortimentsgrößen die Pflanz­ergebnisse schlecht.
Die Qualität der Pflanzung prüft Mitchell beispielsweise mit der Fingerprobe: Lassen sich die Setzlinge mit zwei Fingern leicht aus dem Boden ziehen, sitzt die Pflanze zu locker. Gleichzeitig darf der Lohnunternehmer das Material auch nicht zu fest antreten, um den Wurzelkörper nicht zu stauchen.
Als Tipp rät der Revierförster: „Streuen Sie die Arbeitsverfahren auf der Fläche, damit sich verschiedene Ergebnisse auf den Standort beziehen lassen.“ Das gilt auch für die Kulturpflege.

Ergonomisch gut für den Lohnunternehmer liefert das Neheimer Pflanzverfahren gleichzeitig
beste Anwuchs­ergebnisse. (Foto: Paul Brockmann-Könemann)

Den Geschmack vermiesen

Neben dem flächigen Schutz in Form eines Zaunes lohnt in einigen Fällen auch ein Einzelschutz. Er kann ein spezielles Verbissschutzmittel oder eine Drahthose bzw. Wuchshülle sein. Ein übliches Verbissschutzmittel ist „Arbinol B“. Es wird chemisch hergestellt und wirkt im Sommer und Winter gegen Verbiss. Der Lohnunternehmer streicht das Mittel im stehenden Bestand mithilfe einer speziellen Zange auf. In dem Fall belaufen sich die Kosten auf rund 0,2 €/Stück. Geübte behandeln etwa 250 Pflanzen/Stunde. Neben der Behandlung stehender Bestände ist es möglich, das Pflanzmaterial vor dem Setzen zu tauchen. Dann betragen die Materialkosten 0,07 €/Pflanze, sagt Mitchell. Zusätzlich zum chemischen Schutz gibt es „Certosan“. Das biologische Verbissschutzmittel wird genau wie Arbinol verwendet, allerdings ist es mit Materialkosten von 0,09 €/Pflanze etwas teurer.
„Mechanischer Einzelschutz ist wesentlich teurer, aber die Wirkung ist besser und langfristiger“, gibt der Förster zu bedenken. Eine Drahthose inklusive Fixierstab kostet etwa 4 €/Pflanze. Die Leistung schwankt je nach Bestand und Bewuchs zwischen 40 und 80 Stück/Stunde. Spezielle Wuchshüllen sind teurer. Hierfür muss der Waldbesitzer im Schnitt 5 €/Hülle investieren. Mit 15 bis 30 Hüllen/Stunde ist die Leistung geringer. Hinzu kommen bei den Drahthosen und den Wuchshüllen die Kosten für den Abbau und die Entsorgung, sobald die Kulturen „gesichert“ sind.

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