Besonders in lichten Waldstrukturen mit viel trockener Grasvegetation können sich Bodenfeuer schnell ausbreiten. Brandverursacher ist in mehr als 40 % der Fälle der Mensch. Foto: Rico Löb/stock.adobe.com

Künftig mehr Waldbrände?

Großflächige Waldbrände ereignen sich bisher eher in südeuropäischen Ländern wie Portugal, Frankreich oder Griechenland. Jetzt brennt es auch in Deutschland auf relativ großen Flächen. Müssen wir uns daran gewöhnen?

Das Europäische Waldbrand Informationssystem (EFFIS) hat bis zum 6. August 2022 3775 ha Flächenbrände in Deutschland registriert. Der Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2021 lag insgesamt bei lediglich 417 ha.

Auch der Deutsche Wetterdienst schlägt Alarm: „Im aktuellen Jahr gab es schon im März einen Rekord an Tagen mit ­einem Waldbrand­index ab 4 (Maxi­malwert 5); bis jetzt ­liegen wir deutlich über dem Mittel. Mit fortschreitender Klimaerwärmung ist eine weitere Zunahme der Zeiträume mit hoher Waldbrandgefahr zu ­erwarten …“

Werden Waldbrände in Deutschland künftig Normalität und wie soll man darauf reagieren?

Regelmäßig große Brände

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Berichte über Waldbrände finden wir derzeit auf allen Nachrichtenkanälen. Das ist verständlich, denn in diesem Jahr hat es so ausgedehnte Waldbrände gegeben wie lange nicht mehr. Den derzeit registrierten 3775 ha Flächenbränden steht nur der Rekordwert von 4908 ha Waldbrandfläche aus dem Jahr 1992 gegenüber. Aber auch schon 2018 und 2019 waren mit mehr als 2000 ha verbranntem Wald überdurchschnittliche Feuerjahre.

Da wundert es nicht, dass Forstwissenschaftler wie Somidh Saha vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in einer Pressemitteilung des Institutes mit den Worten: „Als Folge des Klimawandels erleben wir nun extreme Hitzewellen sowie Dürren und damit steigt natürlich auch die Feuergefahr. Deutschland ist jetzt ein Waldbrandland.“ zitiert wird. Mit großen Waldbränden, die sich über mehrere Hundert Hektar ausdehnten, sei in Deutschland jetzt regelmäßig zu rechnen, so Saha.

Klar ist: Risikountersuchungen ­sagen für die kommenden Jahrzehnte ein steigendes Waldbrandrisiko für Deutschland voraus. Damit wird Deutschland jedoch noch nicht automatisch zum Waldbrandland.

Kurzfristig betrachtet scheint es, als gäbe es mehr verbrannte Waldfläche als früher. Auf lange Sicht macht Michael Müller, Professor für Waldschutz und Waldbau an der TU Dresden, jedoch einen anderen Trend aus: „Die Anzahl der Waldbrände und die Waldbrandflächen nahmen seit den 1970er-Jahren bisher stetig ab. Das liegt, trotz teilweise ansteigender Waldbrandgefahrenstufen, an den Waldstrukturen, zum Beispiel durch den seit über 30 Jahren laufenden Waldumbau und älter werdende Wälder“, erklärt er in einer Pressemitteilung der TU Dresden.

Es brennt nicht von alleine

Doch wie entstehen Waldbrände? Hier spricht die Statistik eine klare Sprache: Nicht das Klima oder die Waldstruktur sind Auslöser für Waldbrände, sondern der Mensch. 2020 und 2021 waren es in rund 40 % der Fälle Fahrlässigkeit und Vorsatz (das heißt Brandstiftung). Noch einmal 5 % gehen auf das Konto von Fehlern bei der Arbeit im Wald. Natürliche Ursachen, wie zum Beispiel Blitzschlag, schlagen nur mit rund 2 % zu ­Buche. Für rund die Hälfte aller Brände konnte hingegen keine ­Ursache ermittelt werden.

Allerdings gibt es Waldstrukturen, die eine Brandentstehung und -ausdehnung fördern. Nicht ohne Grund ist Brandenburg mit seinen trockenen Sandböden und ausgedehnten Kiefernwäldern immer wieder in den Schlagzeilen. 2021 verzeichnete das Bundesland erneut die meisten Brände und größten Brandflächen.

Die trockene Bodenvegetation der vielfach lichten Wälder und ihre Streuauflage entzünden sich leicht und begünstigen eine schnelle Brandausdehnung.

Misch- oder Laubwälder sind in Bezug auf Waldbrände deutlich weniger anfällig. Ihre Humusschichten speichern Wasser besser und das Binnenklima ist kühler. Insofern dient der begonnene Waldumbau auch der Vorbeugung gegen Waldbrände.

Besondere Umstände

Eines wird bei der Einschätzung des künftigen Waldbrandrisikos jedoch meist nicht berücksichtigt. Viele Waldflächen in Brandenburg sind munitionsbelastet. In solchen Gebieten muss die Feuerwehr zum Teil große Sicherheitsabstände zur Feuerfront einhalten. Eine direkte Brandbekämpfung ist dadurch nicht möglich, was wiederum zur schnellen Brandausbreitung und ausgedehnten Brandflächen führt.

Wer dem zunehmenden Waldbrandrisiko etwas entgegensetzen möchte, muss auch Waldschutzgebiete kritisch betrachten. Der hohe Totholzanteil in diesen Wäldern birgt ein extremes Brandrisiko. ­Dabei sind es trockenes Unterholz, tote Zweige und Streu, die sich schnell entzünden.

Hier müssen sich Politik und Forstverwaltung entscheiden: Das Schutzkonzept in Teilen aufweichen und systematische Brand­vorbeugung betreiben oder den Total­verlust riskieren und nur die Schutzgebietsränder sichern.

Brandschutz kostet Geld

Aufgrund des zunehmenden Risikos ist es angebracht, mehr in die vorbeugende Waldbrandbekämpfung zu investieren, bei Null fangen Forstämter, Kommunen und Waldbesitzer dennoch nicht an. Grundsätzlich ist die Bekämpfung von Waldbränden auf einem guten Stand, schreibt Prof. Michael ­Müller, von der TU Dresden: „Waldbrände werden in der Regel innerhalb von zehn Minuten entdeckt. Die ersten Einsatzkräfte sind zumeist bis 15 Minuten nach Alarmierung vor Ort. Wir verfügen ebenso über das notwendige Wissen zur Waldbrandprävention und -bekämpfung. Über 99 % der Waldbrände haben wir innerhalb der ersten beiden Stunden nach Alarmierung im Griff …“.

Die Konzepte, um Waldbrände zu verhindern oder ihre schnelle Ausbreitung einzudämmen, sind bekannt.

  • Kurzfristig hilft das Anlegen von Waldbrandschutzstreifen.
  • Eine effektive Brandbekämpfung erfordert Löschwasser in entsprechender Menge und an verschiedenen Stellen im Wald.
  • Wege müssen so beschaffen sein, dass die Feuerwehr schnell zum Einsatzort gelangt.
  • Um die Schutzinfrastruktur dauerhaft instand zu halten, sind entsprechende Finanzmittel erforderlich.
  • Mittelfristig kommen für Gefahrengebiete sicher auch autonome Löschsysteme infrage.

Klar ist: Das alles kostet viel Geld. Vor allem müssen aber die privaten Waldbesitzer bei der Umsetzung eingebunden und finanziell unterstützt werden.

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