Holztransport ohne absteigen zu müssen: Die Rückezange lässt sich vielseitig einsetzen. Foto: Höner

Kaufempfehlung: Darauf sollten Sie bei hydraulischen Holzzangen achten

Rücken und Verladen: Dafür gibt es eine reichliche Auswahl von hydraulischen Zangen am Markt. Wir haben uns über Bauformen, Größen und Ausstattungen informiert.

Holz aus dem Bestand ziehen, ohne abzusteigen: Das geht mit einer Rückezange, die sich leicht im Schlepperdreipunkt anbauen lässt. Vor allem an der Gasse vorgeliefertes Holz können Sie damit effizient aus dem Wald holen und poltern. Das Angebot an Zangen ist sehr umfangreich und einige kann man aus dem Baukasten Schritt für Schritt fast bis zu einem kleinen Rückekran aufrüsten.

Bei der Zange gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche Bauarten. Eine spezielle Zange mit extra langen Greifern und großer Öffnungsweite ist speziell für Reisig und Schwach- bzw. Brennholz gedacht. Die „Reisigrückezangen“ sind fest mit dem teils schwenkbaren Koppelrahmen verbunden, um das Holz letztendlich zu tragen und weniger zu ziehen. In der Praxis sind diese Zangen eher selten im Einsatz, zumindest in Deutschland.

Viel größer ist das Angebot bei den Rückezangen, die häufig wie ein Zweischalengreifer am Rückewagen aufgebaut sind – teils sind die Zangen sogar identisch. Generell gilt wie beim Kran: Wenn mehrere dünnere Stämme gleichzeitig gepackt werden sollen, richten breitere Greifarme die Stangen besser in der Zange aus.

Die Zackenleiste im Anbaubock dient als Widerlager für die Stämme. Damit lässt sich das Holz auch bei Heckantrieb tragen. Foto: Pressebild
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Dünne Stämme und maximale Öffnungsweite

Wenn Sie eine passende Zange für Ihre Einsätze suchen, sollten Sie sich zunächst zwei Maße anschauen: Die maximale Öffnungsweite bzw. den maximal möglichen Stammdurchmesser sowie den minimalen Durchmesser – also welches dünne Holz noch sicher geklemmt wird. Dieser liegt bei den meisten Zangen zwischen 8 und 12 cm, was gut in die Welt passt. Viel dünnere Stämme werden Sie kaum in die Zange nehmen.

Die Öffnungsweite steht natürlich im direkten Verhältnis zum maximal möglichen Stammdurchmesser, den einige Firmen deshalb alternativ angeben. Die Zange muss den Stamm ein Stück weit umgreifen, um ihn sicher zu fixieren. Deshalb ist der maximale Stammdurchmesser deutlich geringer als die größte Öffnungsweite.

Die Hersteller empfehlen zu den maximal möglichen Stammdurchmessern die passende Schleppergröße. Vergleichen Sie hier die Angebote, finden Sie relativ schnell die passende Größe für Ihre Zwecke.

Die Klemmkraft der Zangen ist abhängig von der Kinematik und den Zylinderquerschnitten. Im Durchschnitt liegt die Klemmkraft bei 8 bis 11 t. Einige Firmen statten die Zangen zusätzlich mit Zahnprofilen aus, um die Holzfixierung zu verbessern. Sieht man sich aber das Angebot im Profibereich an, ist das nicht unbedingt notwendig, wenn die Zange ohnehin eine hohe Klemmkraft bietet.

Beim Anbaubock können Sie unterschiedliche Varianten wählen: Dreipunktanbau, spezielle Rahmen für Front- oder Radlader oder Kombianbau. Die Kombilösungen sind besonders vielseitig und vor allem bei mittleren Zangengrößen gängig. Sie haben Aufnahmen für den Eurokuppler am Frontlader und den Heckkraftheber. Das macht die Zange deutlich vielseitiger. Achten Sie darauf, ob sich der Anbaubock leicht kuppeln lässt und auch abgebaut sicher steht. Bei einigen Anbietern gibt es dafür spezielle Abstellstützen.

Bei den Anbauböcken haben Sie ebenfalls Auswahlmöglichkeiten. Bei fast allen Versionen gibt es eine gezackte Klemmleiste, die als Widerlager für das Holz in der Zange dienen kann. Je nachdem wo Sie den Stamm mit der Zange greifen, können Sie das Holz so auch „tragen“. Wichtig ist das Widerlager natürlich vor allem bei den Frontladerzangen.

Besonders bei Zangen für den Heckanbau sind Polterschilde interessant, die häufig auch über eine verschleißfeste Hardoxschiene verfügen. Optional gibt es diese Schilder auch mit zusätzlichen Kettenfallen und teils mit Anhängerzugmaul. Wobei sich hier die Frage stellt, ob das Ziehen von Anhängern auf der Straße damit erlaubt ist. Denn die meisten dürften nicht bauartgeprüft sein. Wollen Sie also einen Anhänger auf der Straße ziehen, lassen Sie sich vom Anbieter bestätigen, dass das legal ist.

Für größere Traktoren und Anbaumaße der Kategorie 3 können Sie bei einigen Modellen zusätzliche Verbreiterungen anschrauben. Diese breiteren Schilde punkten dann auch beim Poltern.

Die Winden gibt es meistens als Modul, das sich auf dem Ausleger montieren lässt. Foto: Pressebild

Enge Kurvenfahrten

Im einfachsten Fall hängen die Zangen an einem Kreuzgelenk am Ausleger des starren Anbaubocks. Durch das Kreuzgelenk wird das Ganze auf Zug- und nicht auf Biegekraft beansprucht. Zusätzlich erlaubt meist ein Langloch für den Oberlenker eine bessere Bodenanpassung des Gespanns.

Das Kreuzgelenk und die Länge des Auslegers bestimmen den maximal möglichen Einschlagwinkel bei Kurvenfahrten. Je größer der Einschlagwinkel, desto besser. Die Untergrenze liegt bei 80°. Die meisten Modelle erlauben aber 90°, teils sogar noch etwas mehr.

Je länger der Ausleger, desto mehr Reichweite und Flexibilität bietet die Rückezange. Nachteil des weiter nach hinten verlegten Lastangriffspunkts ist die Vorderachsentlastung durch den längeren Hebel. Optional gibt es deshalb bei einigen Firmen Ausleger, die sich entweder per Steckbolzen oder hydraulisch in der Länge verstellen lassen. Üblicherweise sind die Ausschübe einstufig und machen 60 bis 80 cm, teils 100 cm Weg. Mit dieser Ausstattung können Sie den Baum greifen und dann dichter an den Traktor heranziehen. Achten Sie auf eine robuste Konstruktion mit verschleißfester Lagerung des Arms, z. B. über Kunststoffplatten.

Wichtig ist es, dass sich die Zange bei einfachen Aufhängungen mittig ausrichtet. Die meisten Anbieter lösen das durch eine schräggestellte Drehachse – eine einfache und robuste Lösung, die allerdings die Drehkräfte erhöht. Deshalb gibt es auch Lösungen, bei denen eine integrierte Spiralfeder die Zange wieder mittig ausrichtet.

Hydraulisch drehen

Dieser hydraulische Rotor ist mit einer Pendelbremse kombiniert. Foto: Höner

Viel mehr Flexibilität bietet die Aufhängung über einen hydraulischen Rotor bzw. Rotator (Drehkraft ca. 4 bis 5,5 t). Diese vom Kran bekannten Drehmotoren kosten je nach Anbieter zwischen 600 und 1.200 € Aufpreis, teils auch etwas mehr (alle Preise im Text sind Größenordnungen ohne MwSt.).

Interessant ist, wie die Firmen den Rotor beim Rücken der Stämme frei drehen lassen. Entweder geht das über einen integrierten Ventilblock oder es ist ein weiteres Steuerventil am Schlepper bzw. Lader mit Schwimmstellung notwendig. Wenn die Zahl der verfügbaren Steuergeräte am Trägerfahrzeug zu knapp ist, bieten die Firmen gegen Aufpreis zumindest ein einfaches elektrisches Umschaltventil an.

Bei einigen lassen sich die Rotoren auch nachrüsten. Achten Sie darauf, ob die Zange an der Oberseite ein genormtes Lochbild hat, wo sie den Motor gegebenenfalls anflanschen können. Die Rotoren sind natürlich besonders bei Verladezangen am Lader sehr praktisch. Am Hoflader sind diese Zangen gerne auch beim Beschicken von Holzspaltern im Einsatz. Eine weitere, sehr praktische Möglichkeit auf dem Holzplatz ist der Einsatz von Zange plus Rotor am Minibagger. Der Umbau dafür macht etwas Schraubarbeit notwendig.

Frei hängende Rückzangen im Heck und vor am Lader können sich bei Leerfahrten im Bestand aufschaukeln. Einige Firmen lösen das über Pendelbremsen. Das sind meist über Schrauben vorgespannte Reibelemente. Das Ganze ist nicht ganz einfach, denn die Zange soll sich ja selbstständig wieder mittig ausrichten und dann nicht mehr hin- und herpendeln. Einige wenige Anbieter haben in der Ausstattungsliste auch Lösungen, bei denen sich die Zangen komplett starr stellen lassen. Sie empfehlen das für schwache Sortimente beim Einsatz am Frontlader auf dem Holzplatz.

Noch mehr Bewegungsfreiheit – teils in Kombination mit dem Rotor und dem hydraulischen Ausschub – bieten Schwenkzylinder für den Ausleger. Damit lässt sich ungünstig abgelegtes Holz auch ohne große Rangierarbeit greifen. Auch ein schonenderes Einschwenken in die Rückegasse ist möglich. Einige Firmen empfehlen diese Ausstattung auch für das Arbeiten am Hang. So aufgerüstete Zangen sind die Vorstufe zu einem kleinen Rückekran. Um alle Funktionen einer solchen Zange komfortabel nutzen zu können, bieten die Firmen optionale Ventilblöcke an, die der Traktor über ein einfach wirkendes Steuergerät mit drucklosem Rücklauf mit Öl versorgt. Je nach Anbieter gibt es mechanische Steuerungen über Hebel und Bowdenzüge oder auch elektrische/elektronische Lösungen mit einem Joystick.

Passend zur Größe der Zange arbeitet der Schwenkmechanismus entweder mit einem oder mit zwei Zylindern. Je nach Anbieter liegt der maximale Schwenkwinkel im Schnitt bei 45°. Um das Ganze vor Überlastungen zu schützen, sind bei einigen Modellen Schockventile integriert.

Bei der höchsten Ausbaustufe einer Rückezange lässt sich der (teleskopierbare) Ausleger auf und ab bewegen. In Verbindung mit anderen hydraulischen Bewegungsmöglichkeiten ist das zum Beispiel zum Aufsetzen höherer Stapel nutzbar. Die Verbreitung solcher Zangen in der Praxis ist aber eher gering.

Zange mit Kombi-Doppelrahmen, Rotor und Pendelbremse am Hoflader. Foto: Höner

Mehr Reichweite mit der Winde

Kritiker einer Rückezange sagen, dass sie dazu verleitet, den Bestand intensiver zu befahren. Wenn die Bestandsblöcke tabu sind, geht es nicht ohne Winde. Hier sind auch Kombinationen mit einer Winde möglich. Die erste Möglichkeit sind Koppelpunkte für den Anbau einer Rückezange an einer Winde mit mechanischem Zapfwellenantrieb, die allerdings sehr selten sind. Nachteil ist der weit nach hinten verlegte Schwerpunkt. Sehr viele Firmen haben hydraulische Winden zum Aufbau auf einer Zange im Programm – teils auch nachträglich. Meist sitzen die funkgesteuerten Windenmodule oben auf dem Ausleger. Nachteil ist der hohe Seileinlauf. Um das Holz komplett bis in die Zange zu ziehen, müssen Sie entweder das Seil umhängen oder ein Stück zurücksetzen. Es gibt deshalb auch Firmen, die eine hydraulische Winde unten im Anbaubock der Zange anbieten.

Die Zugkraft der Windenmodule liegt zwischen 1 bis 1,8 t, maximal 2,5 t. Die Seillänge bewegt sich zwischen 30 bis 50 m, der Durchmesser der verdichteten Seile beträgt 6 bis 8 mm. Der Aufpreis für diese Ausstattung steht mit 2.500 bis 3.000 € in der Preisliste.

Das Angebot an Ausstattungen und Größen ist vielfältig. Die Einstiegspreise für heckangebaute, kleinere Zangen starten bei rund 2.000 €. Der Aufpreis für eine Kombilösung beträgt 500 bis 1.000 €. Für ein stabiles Polterschild kommen 700 bis 1.500 € dazu.

Ein hydraulischer Rotor zwischen Ausleger und Zange steht mit 600 bis 1.200 € in den Preislisten. Eine sehr gut ausgestattete Zange mit Ausschub, Rotator und Kombianbau gibt es ab rund 5.000 €. Kommen hier noch ein Schwenkausleger und die Joysticksteuerung dazu, klettert der Preis auf 7000 bis 10.000 €. Die Einsatzgewichte liegen im weiten Bereich zwischen 250 und 500 kg. Deshalb ist es wichtig, dass die Zange zu Ihrem Traktor passt. Nicht, dass er schon mit der leeren Zange ausgelastet ist …

Autor: Guido Höner, top agrar

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