Seit 2018 leidet die Buche in Hessen unter „Vitalitätsschwäche“. Typische Symptome sind das Absterben des Stammes von der Krone abwärts und ein Auftreten von Schleimflussflecken. Foto: Schlotmann

Hessens Wald im Klimastress

Der Waldzustandsbericht 2022 verdeutlicht, die starken Schäden durch Trockenheit, Käfer und Pilzbefall setzten sich in Hessen fort.

Laut Waldzustandsbericht sind 9 % aller Bäume im hessischen Wald stark geschädigt – ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Der langjährige Mittelwert liegt bei 3,1 %. Grund für den schlechteren Waldzustand ist der Klimawandel, verdeutlicht das ­Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Wiesbaden.

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Zu warm und zu trocken

Mit einer mittleren Temperatur von 10,3 °C war das Vegetationsjahr 2021/2022 eines der wärmsten seit Messbeginn. Acht von zwölf Monaten waren teilweise deutlich zu trocken und bis auf den September alle Monate zu warm.

Mit 622 mm fielen nur knapp 80 % des langjährigen Niederschlags. Der Sommer 2022 war der trockenste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881. Infolgedessen trockneten die Waldböden in Hessen stark aus. Das war für die Wasserversorgung der Waldbäume folgenschwer. Hinzu kommt, dass die Wälder Hessens durch Extremwetterereignisse der vorangegangenen Jahre bereits stark geschädigt sind.

Wie geht es Eiche, Buche und Co. konkret?

  • Der Anteil starker Schäden liegt im Jahr 2022 mit 9 % fast dreimal so hoch wie im Mittel der Jahre 1984 bis 2022 (3,1 %).
  • Die jährliche Absterberate (alle Bäume, alle Alter) ist ein wichtiger Indikator für Vitalitätsrisiken. Dieser Wert ist auf 0,9 % gestiegen. Die Absterberate liegt damit doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel (0,4 %).
  • Die mittlere Kronenverlichtung gilt als wichtigster Indikator der Waldzustandserhebung. Sie ist über alle Baumarten und Altersgruppen hinweg von 26 auf 28 % gestiegen und beschreibt den sicht- und messbaren Nadel- oder Blattverlust der Baumkrone.
  • Die Buche ist mit mehr als 30 % Baumartenanteil die wichtigste Baumart in Hessens Wäldern. Diese Baumart beeinflusst daher das Gesamtergebnis zum Waldzustand deutlich.
  • Bei den älteren Buchen ist die mittlere Kronenverlichtung von 33 auf 34 % gestiegen.
  • Seit 2019 ist die Fichte die mit Abstand am stärksten geschädigte Baumart im hessischen Wald.
  • Die mittlere Kronenverlichtung bei den älteren Fichten ist fast unverändert auf sehr hohem Niveau (2021: 49 % und 2022: 47 %).
  • Bei den älteren Eichen hat die mittlere Kronenverlichtung von 28 auf 26 % leicht abgenommen.
  • Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefern bleibt mit 27 % auf erhöhtem Niveau.
  • Die mittlere Kronenverlichtung bei den jüngeren Bäumen aller Baumarten ist im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte gestiegen (2021: 14 % und 2022: 17 %).
  • Die Waldzustandserhebung weist auch für 2022 einen schlechten Vitalitätszustand für die Wälder in der Rhein-Main-Ebene auf. Nach der deutlichen Verschlechterung des Kronenzustandes der älteren Bäume in der Rhein-Main-Ebene von 30 % (2018) auf 38 % (2019) bzw. 39 % (2020) ist die mittlere Kronenverlichtung im Jahr 2021 nochmals gestiegen (42 %). 2022 verbleibt sie mit 41 % auf sehr hohem Niveau.

Hier finden Sie den ausführlichen Waldzustandsbericht für Hessen.

Umweltministerium sichert Fördermittel zu

„Der Waldzustandsbericht verdeutlicht: Der Aufbau klimastabiler Mischwälder ist von heraus­ragender Bedeutung. Investitionen in den Wald sind daher auch Schwerpunkt im Doppelhaushalt 2023/2024. Hier sind für die kommenden beiden Jahre insgesamt 155 Mio. € für die Wiederbewaldung und den Waldumbau vorgesehen“, sagte Hessens Umweltministerin Priska Hinz bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts am vergangenen Freitag.

Im Rahmen der forstlichen För­derung und der Extremwetterrichtlinie für den Pri­vat- und Kommunalwald stehen im Doppelhaushalt 72 Mio. € zur Verfügung. Die Extremwetterrichtlinie, die Waldbesitzer seit 2019 bei der Bewältigung der Waldschäden unterstützt, ist seit diesem Jahr um die Möglichkeit der einmaligen Nachbesserung innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Wiederaufforstung ergänzt worden.

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