Regional ist die Population des Eichenprozessionsspinners so hoch, das Bekämpfungsmaßnahmen nötig sind. Foto Nicole Lienemann/stock.adobe.com

EPS: Erneuter Befall im kommenden Jahr?

Seit etwa 2014 nimmt der Befall durch den Eichenprozessionsspinner (EPS) in NRW stetig zu. Oftmals verursacht dieser vor allem gesundheitliche Probleme durch den Kontakt mit den Brennhaaren der Raupen. Dennoch besteht auch die Gefahr, dass Eichen durch Kahlfraß nachhaltig geschädigt werden. Das Team Wald- und Klimaschutz will die Ausbreitungsdynamik des EPS besser einschätzen und Gegenmaßnahmen entwickeln. Wir zeigen wie.

Verglichen mit 2018 hat sich der EPS in Nordrhein-Westfalen bis heute stark von Westen nach Osten hin ausgebreitet. Nur die höheren Lagen der Eifel und des Sauerlandes sind noch vom Befall verschont. Ein Verbreitungsrückgang ist aktuell nicht erkennbar, was die jährliche Abfrage der Kommunen NRWs verdeutlicht: 70% der Kommunen bestätigen einen EPS-Befall, jedoch geht ein Großteil von einem abnehmenden Befallstrend aus. Dieser Trend ist aber nicht überall zu beobachten. Vor allem Städte und Gemeinden an den derzeitigen Verbreitungsgrenzen (Ostwestfalen und Randbereiche des Sauerlandes), beobachten einen zunehmenden Befall. Das deutet auf eine Ausbreitung des EPS hin zu höheren Lagen hin.

Ist der langjährige Trend der Befallszunahme gebrochen?

Trotz scheinbar rückläufiger Befallsintensitäten ist eine Entspannung der Lage nicht in Sicht. Auch für 2022 haben Kommunen Erstbefall gemeldet. Zudem gibt es in den betroffenen Städten und Gemeinden nach wie vor zahlreiche Befallsherde – die Wiederbefallsrate ist hoch.

Von 150 Kommunen, die dazu eine Einschätzung geben konnten, berichteten 87 % von Wiederbefall nach Maßnahmen im Vorjahr. Oftmals war der Wiederbefall gering (unter 20 %). Teilweise waren die Maßnahmen aber nicht nachhaltig und die Wiederbefallsrate mit bis zu 100 % sehr hoch. Dabei haben die Kommunen keine Kosten gescheut: für Bekämpfungsmaßnahmen sind ein Kommunen und Städten mit besonders starkem Befall mehr als 100.000 €/ Jahr investiert worden.

Was lässt sich aus den Ergebnissen ableiten?

Die Stagnation bzw. der Rückgang der Befallsintensität ist erstmal positiv. Ob hierfür die Bekämpfungsmaßnahmen oder natürliche Populationsschwankungen, die im Laufe mehrerer Jahre immer wieder stattfinden, verantwortlich sind, ist ungeklärt.

Die Bekämpfungsmaßnahmen (vornehmlich Absaugung und Einsatz von Bacillus thuringiensis (BT)-Präparaten) scheinen in einigen Landkreisen gut zu wirken, allerdings ist die Nachhaltigkeit der Maßnahmen eher gering. Durch eine Hotspot-artige Bekämpfung werden Raupen bzw. Nester zwar entfernt, dies verhindert aber nicht die Eiablage an denselben Eichen im August/September durch Weibchen aus angrenzenden Eichenbeständen.

Die heiß-trockene Witterung hat im zurückliegenden Sommer zu einer schnellen Entwicklung der Raupen und zu einer kurzen aber intensiven Paarungsflugzeit der Falter geführt. Die Annahme bleibt, dass sich der EPS in den folgenden Jahren weiter ausbreitet und – unter günstigen Bedingungen – auch die Populationsdichte wieder steigt.

Maßnahmen gegen den EPS

(Präventiv-)Maßnahmen, wie Blühflächen zur Förderung sogenannter parasitoider Insektenarten haben einen nachhaltigen Effekt auf die Populationsdichte und sollten nach Möglichkeit angelegt werden. Dazu zählen auch Blühpflanzen im Straßenbegleitgrün und Ackerrandbegrünungen. Das Aufhängen von Nistkästen hingegen hat nachweislich nur geringe Erfolgsaussichten.

Biozide sollten allerdings nur als „ultima ratio“ zum Einsatz kommen, da sie zu Kollateralschäden bei anderen blattfressende Raupen führen können.

Das Absaugen der Nester ist die am häufigsten genutzte Maßnahme. Dies ist vor allem dann nötig, wenn der Befall spät erkannt wurde und die Brennhaare bereits ausgebildet sind. Die Nester werden damit effektiv entfernt – aber die Kosten sind verhältnismäßig hoch.

Für eine artspezifische und ökologisch verträgliche Bekämpfung des EPS wird das Team Wald- und Klimaschutz ab 2023 die aus dem Obst- und Weinbau bekannte Verwirrmethode erproben. Dabei soll ein Überangebot an synthetischen Sexuallockstoffen zur Desorientierung der männlichen Falter führen, wodurch sie die Weibchen nicht mehr orten können. Dadurch kommt es nicht zur Paarung und der Befall im Folgejahr wird deutlich reduziert. Ziel der Maßnahme ist eine langfristige Reduzierung der Populationsdichte auf ein erträgliches Maß.

Weitere Infos finden Sie unter www.waldschutz.nrw.de.