In 2017 wurden mehr als 11 Mio. m³ Laubholz im privaten Bereich verfeuert und damit mehr als die Hälfte des gesamten Laubholzeinschlags. Foto: B. Lütke Hockenbeck

Brennholz: Muss es immer Buche sein?

Buchenscheitholz ist unter Kaminfreunden der „Dauerbrenner“. Waldbauern verarbeiten aber zunehmend ihre durch Dürre und Borkenkäfer geschädigten Fichten und Kiefern zu Kaminholz. Stimmt auch hier die Qualität?

Fichtenholz ist der typische Rohstoff für Hackschnitzel und Pellets. Als Kaminholz genießt die Nadelbaumart hingegen keinen guten Ruf. Kritikpunkt ist unter anderem der vergleichsweise hohe Harzanteil. Darum greifen die meisten Verbraucher vorrangig auf Buchenscheite zurück. Aber ist Buche tatsächlich das bessere Brennholz?

Kein schlechtes Brennholz

Noch immer werden in Deutschland gut 70 % des Buchenrohholzes verbrannt. 2017 waren das mehr als 14 Mio. m³. Dies in Form von Scheitholz im privaten Bereich und in Kraftwerken. Beim Nadelholz – darunter Fichte – sind es lediglich 16 % bzw. 8,5 Mio. m³, informiert das Thünen-Institut. Der Grund: Die Nachfrage nach Nadelholz für die Herstellung von Papier sowie Bau- und Konstruktionsholz ist im Vergleich zur Buche größer. Durch die massiven Waldschäden schwemmt allerdings viel Nadelholz, teils minderwertiger Qualität, auf den Markt. Besonders Industrieholzsortimente und Waldresthölzer lassen sich oft nicht zu hochwertigen Produkten verarbeiten. Die Aufarbeitung zu Brennholz liegt deshalb für viele Waldbauern nahe, denn warum gesunde Buchen fällen, wenn Fichte und Kiefer bereits geerntet sind?

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Für den Scheitholzkunden klingt das im ersten Moment nach Abstrichen, Martin Schwarz vom Zen­trum für Wald und Holzwirtschaft beruhigt jedoch: „Es gibt kein schlechtes Brennholz.“ Damit meint der Förster, dass sich die unterschiedlichen Baumarten zwar in ihrem Energiegehalt und mitunter auch in ihrem Abbrennverhalten unterscheiden. Grundsätzlich eignen sich aber alle Hölzer für die Scheitholzaufbereitung. In einigen Regionen ist Nadelholz sogar traditionell das bevorzugte Brennholz.

Der Absatz von Fichtenindustrieholz schwächelt. Für Brennholzselbstwerber ist es aber eine lohnende Alternative zum Laubholz. Wegen der vergleichsweise niedrigen Preise sind auch Qualitätseinbußen hinnehmbar. (Bildquelle: Schlotmann)

Schnellstarter Fichte

Fichtenholz unterscheidet sich nicht nur farblich von der Buche, sondern vor allem durch seine Zellstruktur. Für die Eignung als Brennholz spricht dadurch einiges für die Fichte: Durch eben diese Zellstruktur und den höheren Ligningehalt zündet bzw. entflammt Fichtenholz bereits bei einer niedrigeren Temperatur als Buchenholz. Zudem erzeugt Fichtenholz beim Abbrand einen schnelleren Temperaturanstieg.
„Ein Raummeter Fichtenholz ersetzt im Mittel 130 l Heizöl“, sagt Schwarz. Wegen der vergleichsweise geringen Dichte sind dies ­etwa 30 % weniger als beim Buchenholz. Konkret bedeutet das für den Verbraucher: Häufiger nachlegen. Auch für die Planung ist das entscheidend. Verglichen mit Buchenholz ist der Brennstoffbedarf bei Kiefernholz 20 % und bei Fichtenholz 30 % höher. Das sollten Verbraucher bei der Bewertung des Scheitholzes und der Preisfindung berücksichtigen.

Harzgehalt (k)ein Nachteil

Anders als Laubholz verfügt Nadelholz über einen mehr oder ­weniger großen Harzanteil. Beim Nachlegen der Scheite kann es darum schon mal schnell zu klebrigen Fingern kommen. Denn trotz Trocknung und Lagerung verschwindet das Baumharz nie ganz aus den Scheiten. Im offenen Kamin sorgt das Harz immer wieder für Spritzer, die nicht zu unterschätzen sind. Dabei verstopft das schmelzende Baumharz die Wasserleitungsbahnen, sodass Wasserdampf nicht mehr entweichen kann und das Holz sprengt.
Für den Abbrand im Kaminofen oder Scheitholzvergaser ist der Harzgehalt unmaßgeblich. Bei vielen Verbrauchern erzeugt das Knistern sogar eher ein Gefühl von Gemütlichkeit.
Entgegen häufiger Meinungen verursacht das Baumharz auch keine Ablagerungen im Schornstein. Diese sind vielmehr Folge zu großer Scheite, zu hoher Feuchtegehalte und zu geringer Verbrennungsluftzufuhr, erklärt Schwarz. Infolgedessen kommt es zu einer unvollständigen Verbrennung mit Schwelphasen. Schlimmstenfalls verursachen die Ablagerungen einen Kaminbrand.
Entsprechend der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) darf darum nur Brennholz mit einer Holzfeuchte von unter 25 % verfeuert werden. Das gilt für alle Holzarten, egal ob Buche oder Fichte.
Fazit: Obwohl Fichtenholz geringere Heizwerte als Buchenscheite aufweisen, ist es kein schlechtes Brennholz. Entscheidend sind in diesem Zusammenhang der Preis je Raummeter und die Qualität des Scheitholzes. Fichtenscheite, die nicht mehr beil- und nagelfest sind, verfügen nur noch über geringe Heizwerte und sind als Brennholz für Kaminofen und Co. ungeeignet, fasst Martin Schwarz zusammen.

Tipps für Selbstwerber

Fichtenschadholz ist solange als Scheitholz nutzbar, wie es „beil- und nagelfest“ ist. Rotstreifigkeit und Bläue sind zu vernachlässigen, sofern keine Zersetzung des Holzes stattfindet. Denn mit fortschreitender Fäule und Zersetzung sinkt der Energiegehalt drastisch.
Grundsätzlich ist Fichtenholz gut lagerfähig, wenn es trocken, nässegeschützt und gut durchlüftet aufgestapelt wird. Für den Verbraucher bringt das den Vorteil mit sich, dass sich bei aktuell niedrigen Rohholzpreisen auch der Kauf größerer Mengen lohnt. Trotz optimaler Lagerung sollten Verbraucher aber berücksichtigen: Durch natürliche Abbauprozesse sinkt der Heizwert der Holzscheite jährlich bis zu 3 %. Das ergaben Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Forschungen über die Lagerdauer von 24 Monaten hinaus gibt es im Scheitholzbereich allerdings nicht, sagt Markus Riebler von der LWF. Unter optimalen Bedingungen ist eine längere Lagerdauer aber sicherlich möglich.
Wegen seiner Zellstruktur trocknet Fichtenholz schneller als Buche. Unabhängig davon sind große Teile des verfügbaren Schadholzes, besonders Dürrständer, ohnehin schon sehr gut abgetrocknet.
Für die Scheitholzaufarbeitung mit Axt, Spalthammer und Co. ist es hilfreich, das Fichtenholz erst auf Ofenlänge abzulängen und anschließend zu spalten. Denn das zähe Fichtenholz lässt sich schwerer spalten – Meterscheite würden zu viel Kraft erfordern, sodass ergonomisches Arbeiten kaum noch möglich ist.
Trockenes Käferholz ist bei der Brennholzwerbung vorteilhaft: Das Holz ist insgesamt leichter als Kiefer und besonders Buche. Damit lassen sich auch stärkere Durchmesser leichter handhaben.

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