Die Wiederbewaldung war im Fokus der diesjährigen KWF-Thementage in Jessen (Sachsen-Anhalt). Foto: Wobser

Aufforsten mit allerlei Gerät

Die KWF-Thementage in Sachsen-Anhalt hatten die Wiederbewaldung im Fokus. Beim Aufforsten geht es vielfach hochmechanisiert zu werke – mit großem, bewährtem und speziellem Gerät.

„Moritz“ kann auch pflanzen

Ursprünglich für die Unterstützung bei Fäll- und Rückearbeiten entwickelt, bietet Pfanzelt inzwischen verschiedene Anbaugeräte für die funkgesteuerte Forstraupe „Moritz“. Derzeit in der Entwicklung ist eine Pflanzeinheit mit einem Magazin für 50 Containerpflanzen. Der Bediener lenkt die Raupe an den vorgesehenen Pflanzplatz, das Pflanzen selbst ist ein automatisierter Arbeitsablauf. Zunächst räumt ein Fräsrad die oberste Bodenschicht frei, dann folgt das Pflanzen und Andrücken der Container. Pflanztiefe und Anpressdruck sind hydraulisch einstellbar. Praxistests des Landesbetrieb Forst Brandenburg haben eine Pflanzleistung von etwa 60 Pfl./Std. ergeben.

Der Moritz von Pfanzelt lässt sich neben einer Pflanzmaschine auch mit einer Säeinheit ausrüsten. Foto: Wobser

Unterstützung für den Rücken

Die Uni Göttingen und die Geffa-Stiftung haben ein „Exoskelett“ aus der Logistik für den Forst adaptiert. Das an Rücken, Schultern und den Oberschenkeln befestigte Exoskelett soll den Rücken bei monotonen Arbeiten wie dem Pflanzen entlasten und die Körperhaltung verbessern. Die Tragegurte des Exoskeletts lassen sich individuell an den Körper anpassen. Mithilfe von zwei Gummi­zügen lässt sich die „Belastung“ – in diesem Entlastung – des Körpers einstellen. Erste Mess- und Untersuchungsreihen gibt es mit der Hohlspatenpflanzung. Die Ergebnisse zeigen eine bessere Körperhaltung und bessere Bewegungsabläufe bei der Arbeit.

Das Exoskelett wurde aus der Logistik für die Pflanzarbeit im Forst adaptiert. Foto: Wobser

„Wasserakkus“ aus Holzfaser

Kurz nach der Pflanzung kann für die jungen Bäume witterungsbedingt Trockenstress entstehen. Mithilfe von Holzfasern versucht die Uni Freiburg für dieses Problem eine Lösung zu finden. Mit Holzfasern aus Buchen- oder Fichtenholz sowie Industriegelatine, Xanthan und Tanninen gemischt versuchen die Forscher Holzfasergele zu entwickeln, die das Wasser im Wurzelbereich speichern damit es für die Pflanze länger verfügbar ist. Die Gele werden bei der Pflanzung mit ins Pflanzloch gegeben. Das Forschungsprojekt ist kürzlich gestartet. Der erste Freilandversuch wurde auf dem Gelände der KWF-Thementage angelegt.

Noch sind die wasserspeichernden Holzfasergele ein Forschungsprojekt. Foto: Wobser

Grabegabel am Bagger

Größere Laubholzsortimente pflanzen die Niedersächsischen Landesforsten vielfach mithilfe eines 5 bis 8 t schweren Baggers mit angebauter Pflanzgabel. 

Auf geräumter Fläche sticht der Bagger die Pflanzgabel in den Boden und gräbt ein Pflanzloch aus. Der Pflanzer stellt die Pflanze an die senkrechte Rückwand des Pflanzloches. Anschließend sticht der Baggerfahrer in den zuvor gelockert Boden und schiebt das Pflanzloch wieder zu.  Je nach Boden- und Flächenbeschaffenheit lassen sich so durchschnittlich 100 Pflanzen/Std. setzen. Die Kosten bezifferten die Experten mit etwa 1 €/ Pflanze. Das Verfahren eignet sich für sandige, bindige und skelettreiche Böden. Besonders bei den Sortimenten 80 cm+ ist das Verfahren deutlich ergonomischer als manuelle Pflanzverfahren. Untersuchungen zufolge gibt es keine Wurzeldeformationen durch die Baggerpflanzung, sondern tendenziell eine bessere Wurzelausbildung.

Dieses Baggerpflanzverfahren eignet sich besonders für größere Sortimente. Foto: Wobser

„Wiedehopf“ weiterentwickelt

Als Harzer Pflanzverfahren stellte das Forstliche Bildungszentrum Münchehof (Niedersachsen) die Weiterentwicklung der Wiedehopfhaue vor. Wesentlicher Unterschied der Harzer Haue zur Wiedehopfhaue: Das Blatt ist gut 10 cm länger und die Blattstellung rechtwinklig zum Werkzeugstiel. Damit lassen sich Pflanzen mit bis zu 25 cm Wurzellänge pflanzen – auch in skelettreichen und stark durchwurzelten Böden.
Das Pflanzverfahren ähnelt dem Rhodener Verfahren. Der Vorteil: Die für das Pflanzen mit der Wiedehopfhaue – der Winkelpflanzung – typischen Wurzeldeformationen durch das „einschwingen“ der Pflanze in den Pflanzspalt lassen sich mit dem Harzer Pflanzverfahren vermeinden. Die Leistung von 60 bis 80 Stück/Std. hängt von der Boden- und Geländebeschaffenheit ab. 

Die Harzer Haue und das Harzer Pflanzverfahren unterscheiden sich von der Wiedehopfhaue und der Winkelpflanzung. Foto: Wobser

Wuchshüllen ohne Mikroplastik

Wuchshüllen können in Neuanpflanzungen eine Alternative zum Zaun sein. Allerdings sind nicht alle Produkte umweltverträglich, verursachen zusätzliche Kosten für den Rückbau und sind für die Entstehung von Mikroplastik verantwortlich. Im Rahmen eines Projektes der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) werden derzeit Wuchshüllen entwickelt, die auch unter „Waldbedingungen“ vollständig abbaubar sind – auch die Kabelbinder zu. Diese aus Biopolyester gefertigte Hülle von Tecnaro hält etwa fünf Jahre, steht in Größen bis 1,8 m zur Verfügung, soll vollständig verrotten und kostet zwischen 3 und 4 €.

Wuchshüllen aus Biopolyester sind vollständig abbaubar und hinterlassen kein Microplastik. Foto: Wobser

Konkrete Informationen zur Planung einer Wiederaufforstung finden Sie hier.